Full text: Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen

geben, aber sie traten Alle zurück und sagten: „nein! wir nehmen nichts." 
„Ei. warum denn nicht?" fragte die Mutter. „£>, antworteten sie wieder, 
das wäre ja wchl recht unartig von uns, wenn wir uns für so eine 
Kleinigkeit erst wollten bezahlen lassen. Der Herr läßt uns diesen Som¬ 
mer so viel verdienen und schenkt uns oft noch so Manches bei unserer 
Arbeit, und nun sollten wir uns für so einen kleinen Dienst bezahlen 
lassen?" „Nicht wahr, Vater, das war doch auch recht schön von diesen 
Leuten?" „Allerdings, antwortete der Vater, und das soll ihnen auch nicht 
unvergoltcn bleiben." — 
Sehet, liebe junge Leser, auf eine ähnliche Weise beantworteten diese 
Kinder alle Abende die fünf Fragen ihres Vaters und die Folge davon 
war, daß sie nach und nach gewohnt wurden, auf sich selbst und auf Alles, 
was sie sahen, die größte Aufmerksamkeit zu wenden, weil sie immer be¬ 
gierig waren, etwas anzumerken, was sie des Abends ihrem Vater wieder 
zrzählei- konnten. Dadurch wuchsen sie aber zusehends an Verstand und an 
jedem Guten, so daß ihre Eltern und Alle, die sie kannten, recht große 
Freude an ihnen hatten. Wollet ihr es nun eben so gut haben, so bittet 
eure guten Eltern oder euren Lehrer, daß sie cs mit euch eben so machen 
mögen. Dann sollet ihr einmal sehen, wie geschwind auch ihr an jedem 
Guten wachsen und wie glücklich ihr dann sein werdet. Dchnabel. 
42. Arbeitgamkeit. 
Arbeit macht das Leben süss, 
Mildert alle Last. 
Der nur hat Bekümmerniss, 
Der die Arbeit hasst. 
Kräfte gab uns die Natur 
Zu Beruf und Pflicht; 
Leere Müssiggänger nur 
Klagen, leben nicht. 
Arbeit und Betriebsamkeit 
Geben Ehr’ und Brod. 
Müssiggang und Schläfrigkeit 
Sind schon halber Tod. 
Bei Geschäften wird man alt, 
Jeder hat uns lieb; 
Doch den Faulen nennt man bald 
Einen Tagedieb. 
Arbeit ist der Menschen Loos, 
Ohne Müh’ und Fleiss 
Wird kein Mensch auf Erden 
gross; 
Ehre fordert Schiveiss. 
Bei Gebet und Arbeit nur 
Lebt man menschlich schön; 
Keinen Staub in der Natur 
Sieht man stille steh’n. 
Arbeit nur gibt frohen Muth 
Und zufried’nen Sinn; 
Schafft im Körper rasches Blut, 
Lohnet mit Gewinn. 
0, teer wollte nun nicht gern 
Stets geschäftig sein? 
Nicht sein Lebqn Gott dem Herrn 
Wohlgefällig weih'n? 
Bur mann. 
43. Trägheit. 
Ein Jüngling, welcher viel von einer Stadt gehört, 
In der der Segen wohnen sollte, 
Entschloß sich, daß er da sich niederlassen wollte; 
Dort, sprach er oft, sei dir dein Glück beschert! 
Er nahm die Reise vor und sah schon mit Vergnügen 
Die liebe Stadt auf einem Berge liegen. 
Gottlob! sing unser Jüngling an, 
Hexp. Vollständiges Lehr- und Lesebuch. 
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