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Kräfte erneuert, mit Speise und Trank, auch die Zunge 
und den Gaumen auf eine angenehme Weise zu reihen. 
— Ze mäßiger der Mensch lebt, desto schärfer und an¬ 
genehmer ist sein Geschmack. Zwar dient dieser Sinn 
vorzüglich dazu, um die Nahrungsmittel zu untersuchen, 
ob sie nämlich wohl-oder übelschmeckend, heilsam oder 
schädlich seyen; aber auch von zwey anderen Sinnen, die 
ihni nahe liegen, wird er darin unterstützt. 
Der Sinn des Gefühls hat keinen besondere» 
Wohnplatz am Leibe. Er verbreitet sich durch den ganze» 
Körper: er ist an den Spitzen der Finger, an den Flä¬ 
chen der Hände, selbst an Auge und Dhr, an der Zunge 
und am Gaumen, kurz, an allen Theilen des Leibes, 
und überall zur Warnung gegen jede schädliche Verletzung 
überaus lebhaft und schnell wirkend. Die tausend und 
tausend Nerven, die das Gewebe der Haut durchkreuzen, 
befördern die Schnelligkeit und Schärfe deö Gefühls. 
Gott, der uns so vortreffliche Sinneswerkzeuge gab, 
durch äußere Eindrücke Vorstellungen, und dadurch Ge¬ 
danken, Urtheile, Wahrheiten, nützliche Vorschriften und 
Grundsätze einzusammeln, verlieh uns auch das Vermö¬ 
gen der Sprache, ein Mittel, dasjenige, was wir 
denken und empfinden, auch Anderen mitzutheilen. So 
kann sich der Irrthum, den man unvorsichtig aufnahm, 
nicht lange verbergen, und bey endlicher Eröffnung in der 
Einsicht und Wahrheitsliebe Anderer seine Berichtigung 
finden; so wird der Zweifel mit allen seinen Bangigkeiten 
verscheucht; so wird die Weisheit Anderer Weisheit für 
uns. Durch die Sprache theilen wir Anderen die Geheim¬ 
nisse unseres Herzens mit, und können die leisesten, uner- 
forschlichsten Gedanken hörbar machen. Durch die Spra¬ 
che geben und empfangen wir Lehren für den Unwissenden, 
Trost für den Betrübten, Aufmunterung für uns und un¬ 
sere Freunde. Durch die Sprache wird Handel und Wan-
	        
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