72
Spartanern in den Rücken kamen. Diese aber wollten dennoch nicht
weichen, sondern beschlossen ihren Landsleuten ein ermuthigendes Bei¬
spiel ihrer Vaterlandsliebe und Tapferkeit zu geben. Nachdem sie
durch den muthigsten Angriff noch eine große Niederlage unter dem
Perserheere angerichtet hatten, starben alle den schönen Tod für das
Vaterland, welches später den hier gefallenen Helden ein Denkmal
errichtete mit der Inschrift:
Sag's, Wanderer, in unserm Vaterlande:
Hier starben wir der Pflicht getreu!
Die Griechen errangen bald darauf auch einen glänzenden Sieg
über die persische Flotte. Xerxes, der diese Seeschlacht vom Lande
aus mitansah, floh, hiedurch erschreckt, mit einem großen Theil der
Seinigen nach Asien hinüber; doch ließ er noch ein Heer von
300,000 Mann unter dem Feldherrn Mardonius zurück. Allein
schon im folgenden Jahre wurde dasselbe von den Athenern und
den Spartanern geschlagen. Fast zu gleicher Zeit wurde auch der
Rest der persischen Flotte zernichtet, und obwohl der Krieg mit Un¬
terbrechungen noch längere Zeit fortdauerte, endete derselbe dennoch
zum Nachtheile der Perser. Ihre Besitzungen in Europa giengen
verloren und selbst die Griechen in Kleinasien wurden von der drücken¬
den Perserherrschaft befreit (479).
Von dieser Zeit an war Athen der mächtigste Staat in Grie¬
chenland und stieg unter der Leitung weiser Männer zu hohem
Wohlstand und Ansehen empor. Bald aber geriethen die Griechen
unter sich selbst in Streit und die dadurch entstandenen innern
Kämpfe untergruben Griechenlands Wohl mehr, als alle Kriege mit
äußern Feinden. Mit blinder Wuth wurden eine Menge der brav¬
sten Bürger gemordet und gegenseitig die schönsten Städte und Land¬
striche verwüstet. Der Sinn für Recht, Ordnung und alles Heilige
gieng verloren und eine allgemein überhandnehmende Sittenverderb-
niß legte allmählig den Grund zum Untergang der griechischen
Staaten.
Außer den schon genannten Helden und Staatsmännern lebten
in Griechenland viele merkwürdige Männer, die sich durch Weisheit
auszeichneten und welche auch jetzt noch unsere Bewunderung ver¬
dienen.
Besonders war es der weise Sokrates, der dem einreißenden
Verderben und dem überhandnehmenden Verfall der Sittlichkeit da¬
durch zu wehren suchte, daß er junge Leute an sich zog, um sie durch
Lehre und Beispiel für alles Schöne, Hohe und Heilige zu
gewinnen, weßhalb ihr diesen edlen Weisen durch nachfolgende Schil¬
derung näher kennen lernen sollet.