Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen sowie für landwirtschaftliche Winter- und Ackerbauschulen

Von unserm Rindvieh. 
35 
9 
mit 2500 Liter Milch von 3,5010 Fett liefert aber gegen 175 Pfund 
Fett. Die letztere Kuh würde also für Buttergewinnung besser, wenigstens 
reichlich so gut sein wie die erstere, trotz des geringeren Milchertrages. 
Wer also eine Milchkuh ihrem Werte nach richtig beurteilen will, muß 
duch die Güte der Milch mit in Rechnung ziehen. 
Nun wäre die Frage, wie man eine Milchkuh füttern muß, damit 
sie gut bei Milch bleibt. Darüber giebt uns die sogenannte Fütterungs— 
norm einen Anhalt. Es heißt darin, daß eine 1000pfündige Milch— 
kuh täglich 25 bis 32 Pfund Trockenmasse verlangt, und darin sollen 1,5 
bis 33 Pfund Eiweiß. 0,8 bis 0,8 Pfund Fett und 10 bis 13 Pfund 
Kohlehydrate enthalten sein, natürlich alle Nährstoffe in verdaulichem 
Zustande. Das ist nun so zu verstehen, daß Kühe von geringer 
Leistung, z. B. solche, die trocken im Staͤlle stehen, mit den geringsten 
Mengen auskommen, wogegen bei großer Milchergiebigkeit Futtermenge 
und Güte gesteigert werden. Liefert eine Kuͤh täglich etwa 7 Liter 
Milch, so sind für sie 27 Pfund Trockenmasse, 2 Pfund Eiweiß, 0,34 
Pfund Fett und 11 Pfund Kohlehydrate ausreichend. Es ist also ganz 
verkehrt, die eine Kuh so wie die andere zu füttern; sondern je schwerer 
sie ist, und je mehr sie leistet an Milch oder auch an Arbeit, um so 
mehr und besseres Futter hat sie verdient und auch nötig. Eine richtige 
Fülterung der Kühe ist deshalb nicht ganz leicht, weil man nicht nur 
eine gewöhnliche Körperernährung der Tiere bezweckt, sondern auch auf 
reichliche Milchabsonderung, hohen Fettgehalt und gute Beschaffenheit 
der Milcherzeugnisse hinzuwirken sucht. Während der Sommerzeit kann 
man die Kuh auf der Weide ernähren oder auch im Stall. Wenn die 
Fläche groß genug ist, ist der Weidegang den Tieren sehr dienlich. 
Das junge Gras nähri vorzüglich, wirkt auch auf die Milch ausge— 
zeichnet. Weide⸗ oder Grasbutter wird gern gekauft und teuer bezahlt. 
Zudem haben die Kühe stets frische Luft und Bewegung; Putzen und 
Streuen ist nicht nötig. 
Bei reinem Weidegang wird das Vieh im Mai etwa ausgetrieben 
und bleibt bis November im Freien. Liegen die Weiden weit ab, so 
besorgt man das Melken draußen, sonst ireibt man auch hier und da 
die Tiere während der Melkzeit in den Stall. Wo Weidegang nicht 
möglich ist, sollte wenigstens von der Grünfütterung im Stalle reichlich 
Gebrauͤch gemacht werden. Grünfutter ist ein billiges, dazu nahrhaftes 
und gut bekömmliches Futter, welches obendrein die Milchabsonderung 
anregt. Im übrigen muß Heu und Stroh, wenn nötig auch Kraftfutter 
daneben gereicht werden. Im Winter bilden Heu, Stroh, Spreu, Rüben 
das Grundfutter; was an Nährstoffen fehlt, wird in Form von Kraft— 
futter zugesetzt. 
Sehr nützlich ist es zu wissen, wie denn die Fütterung eigentlich 
auf die Milch einwirken kann. Die Milchmenge wird in erster Linie 
durch alle grünen und wasserreichen Futterarten günstig beeinflußt. 
Dahin gehören junges Gras, Grünmais, junger Klee, Spörgel; ferner 
Kohl und Rüben und Kartoffeln, Sauerfutter, frische Biertreber. Auch 
Körner, wie Hafer und Gerste, sowie überhaupt kräftige, gehaltreiche
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.