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ten Höhen vor Jerusalem erstiegen hatte und plötzlich die hl. Stadt
vor sich sah, da fielen alle auf ihre Kniee, küßten die Erde und
weinten vor Freude. Am 15. Juli 1099, nachmittags 3 Uhr,
zu derselben Stunde, als Christus am Kreuze gestorben war,
wurde die stark befestigte Stadt mit Sturm genommen. Der
edle Gottfried von Bouillon ward un Könige von Jerusalem
gewählt; er aber wollte da keine goldene Krone tragen, wo sein
Heiland unter einer Dornenkrone geblutet hatte, und nannte sich
nur Herzog Gottfried, Beschützer des hl. Grabes. Er starb am
8 August 1100 und wurde in der Kirche des hl. Grabes be—
tattet.
Das mit so vielem Blute eroberte Land konnten aber die
Kreuzfahrer gegen die Macht der Türken nicht behaupten. Die
christlichen Fürsten boten zwar alle Kräfte auf, stellten sich an
die Spitze ihrer Heere, und es wurden im Verlauf der Zeit
neun größere lae gegen die Sarazenen unternommen; aber
es fehlte die Einigkeit und somit die nachhaltige Kraft. Und so
kam es, daß die hl. Orte von den Türken wieder erobert wurden.
Die letzten christlichen Städte im Morgenlande, Tyrus und
Pulenn fielen nach fast 200 Jahren (1291) wieder in die
Hände der Ungläubigen.
Die Kreuzzüge en ein ehrenvolles Zeugnis der hohen Be—
gisteung von welcher damals die Völker für die Religion Jesu
urchdrungen waren. Dieselben nährten den frommen Sinn für
Christus ünd seine Kirche und verhinderten die Ausbreitung des
Islams. Sie a mancherlei nützliche Kenntnisse nach Europa,
beförderten Handel und Gewerbe und trugen zur Hebung des
Bürgerstandes viel bei.
183. Priedrich Barbarossa.
In der Mitte von Schwaben erhebt sieh der hohe Stau-—
fen, ein kegelförmiger Berg. Hier stand einst die Stamm—
burg eines berüubmten deutschen Kaiserhauses, das den Namen
Hohenstaufen führt. Jetzt sind die Drümmer der alten
Heldenburg mit Gras und Disteln uüberwachsen.
Im Jahre 1152 wablten die deutschen FPursten einstimmig
unter lautem Zuruf des Volkes den Herzog Priedrieh aus
dem Hause der Hohenstaufen zum RKaiser. Priedrieh stand
damals in der Pulle der Manneskraft. Wegen seines rötliehen
BZartes nannten ihn die Italiener Barbarossa, d. i. Rotbart.
Vor allem meinte er, ein Kaiser habe sein Amt von Gottes