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mer freundlicher sich erweitert und endlich zum Elbthale und dem
nahen Schandau leitet. — Durch den frischen Waldesduft des ro¬
mantischen Kirnitzschgrundes, von Felsenwänden, die wie Riesen¬
mauern sich aufthürmen und dicht bewaldeten Höhen begrenzt,
wandert der Reisende am Wasserfalle vorüber und dann auf
Schlangenwegen hinauf zu dem mächtigen Felsenthore des Kuh¬
stalles. Musik begrüsst ihn und durch Spalten und Höhlen um¬
klettert er die hohen Felsenmassen. Jetzt führt der Weg hinab in
das weite Waldthal und hoch hinauf zum Winterhäuschen bis auf
die höchste Spitze des meissner Schweizerlandes, den grossen Win¬
terberg. Weit schaut das Auge hier hinein in das Sachsen- und
Böhmenland, und überall erheben sich waldige Bergreihen und
Bergspitzen und kahle Felsenwände und Felsenkegel. Nach Süden
zu begrenzt den Horizont der riesengrabähnliche böhmische Schnee¬
berg ; weiter vor ihm stehen der grosse und der kleine Zschirn-
stein, und näher dem Auge des Beschauers die Kaiserkrone und
der Zirkelstein. Mehr nach Westen gewendet, erblickt man die
Kuppelberge, den Papststein, den Pfaffenstein, den starkbefestigten
Königstein und ihm gegenüber den Lilienstein, und seitwärts an
ihm vorbeigeschaut in nebeliger Ferne den Spiegel der Elbe bei
Pillnitz und die stolzen Thürme von Dresden. Östlich schaut man
in’s zittauer Gebirge, mit seiner höchsten Kuppe auf sächsischem
Gebiete, der Lausche. — Vom Winterberge geht’s nach Böhmen
hinein zum Prebischthore, wo die Felsen eine hohe Brücke gebil¬
det und in wunderbaren Gruppirungen sich gestaltet haben. Tief
hinab steigt man in’s Thal, das nach dem böhmischen Dorfe Her-
niskretschen führt, wo ein Dampfschiff des müden Wanderers
wartet, um ihn auf Sachsens Hauptstrome hinabzuschaukeln. —
Wer möchte nicht an schönen Frühlings- oder Sommertagen ein¬
mal die Heimath verlassen und an diesen Reizen der Natur sich
ergötzen? Wen dürfte es wundern, wenn alljährlich Tausende und
oft ganze Karavanen dieser herrlichen Berggegend zuströmen?
B.
11. Drei Naturmerkwürcligkeiten Sachsens.
Für den Naturforscher, wie für den Vaterlandsfreund, ist es
gleich interessant, dass das kleine Sachsen mit so mannigfaltigen
Schätzen gesegnet ist. Drei Merkwürdigkeiten sind es, die ihm
eigenthümlich sind und anderswo in gleicher Weise und unter
gleichen Umständen nicht angetroffen werden.
1) Der zöblitzer Serpentin. Steigt man aus dem schö¬
nen Flöhathale von Olbernhau hinauf nach Marienberg zu, so liegt
auf der weitgedehnten Hochebene das freundliche Städtchen Zöblitz
Rechts von der mit Ebereschen bepflanzten Strasse erhebt sich