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Arbeit, und siehe, es gelang hier besser, als in Straßburg. Anfangs schnitzte
er die beweglichen Buchstaben, die nian Lettern nennt, aus Holz; diese wur-
den schlecht. Nun nahm er Blei oder Zinn; das gerieth schon besser; nur
war das Metall zu weich, und daher nutzten sich die Lettern schnell ab. Er
nahm dafür lieber Eisen; aber da8 war wieder zu hart, und durchschnitt das
Papier. Da nahm er noch einen dritten Mann in seinen Bund auf, Peter
L>chöffer, einen geschickten jungen Mann, der bisher Abschreiber in Paris
gewesen war, und nun dem Kuttenberg trefflich zur Hand ging. Sie erfan-
den eine Zusainmensetzung von verschiedenen Metallen, die weder zu hart noch
zu weich war, und verfertigten auch eine bessere Druckerschwärze; statt des
Lampenrußes, den Guttenberg gebraucht hatte, kochten sic Kienruß und Lein»
öl. Besonders erfand Lchöffer die Kunst, Lettern zu gießen, indem er Stem¬
pel von L-tahl ausschnitt, diese in Kupfer abschlug und darauf die zum Ge¬
brauche bestimmten Lettern goß. Tie drei unternehmenden Männer machten
zuerst Versuche mit kleinen Büchern, besonders Gebetbüchern, die noch schlecht
genug ausgesehen haben mögen, aber wegen ihrer Wohlfeilheit begierig gekauft
wurden. Nun aber machten. sie sich auch an ein größeres Werk; sie fingen
an, die Bibel zu drucken. Ärgerlich ist es aber, daß Guttenberg, der doch
eigentlich das Hauptverdienst dabei harte, um seinen Lohn kam. Fust war,
wie gesagt, eigennützig, und wollte das Geld, welches er dem Guttenberg geben
mußte, ersparen. Darum überwarf er sich mit ihm, nahm ihm 1455 für sein
vorgeschossenes Geld die ganzen Lettern und die Druckpresse, so daß der brave
Mann in Dürftigkeit gestorben ist, und trat mit Schösser in engere Verbin¬
dung, der dann auch sein Schwiegersohn wurde. Beide druckten nun mit Eifer
fort und wurden bald reiche Leute. Aber diese ersten Drucke sind äußerst
selten; so existirt ein lateinischer Psalter, das erste Werk, welches sie druckten,
nur noch in 6 oder 7 Exemplaren. Fust starb endlich in Paris, wohin er ge¬
gangen war, um seine Bibeln zu verkaufen, an der Pest. Übrigens waren
die ersten Bibeln noch sehr theuer. Fust nahm für eine 100 bis 2U0 Gulden,
welchen Preis man damals für iehr gering hielt. Keiner ärgerte sich mehr
über ihn und die neue Erfindung, als die Mönche, die nun den Gewinn,
den sie aus dem Abschreiben gclös't hatten, ganz verloren; denn man konnte
nun die Bücher mehr als zehnmal so wohlfeil wie früher kaufen.
Nach Röffelt.
39. Die Entdeckung Amerikas durch Christoph
Columbus (1492.)
In der 1. Hälfte des 15. Jahrh, lebte in der kleinen Stadt Calvi auf
der Insel Corsica ein Seemann mit Namen Domenico Colombo oder Colum¬
bus. Dieser hatte einen Sohn Christoph (geb. 1442), dem er eine sorgfältige
Erziehung gab. Er nahm ihn schon in dem 14. Jahre mit auf seine Reisen
im mittelländischen Meere. Columbus (der Sohn) war 1464 in Island und
später kreuzte er wieder im mittelländischen Meere auf Schiffen, die einer
feiner Verwandten gegen die Muhamedaner und Veuetianer ausgerüstet hatte.
Portugal zog damals durch seine Unternehmungen zur See die Aufmerksam¬
keit Europa's auf sich. Columbus ging nach Lissabon, wo er Verwandte und
Landsleute fand. Er heirathete hier die Tochter des Bartholomäus Pere-
strcllo, eines Seefahrers, der an der Entdeckung von Madeira Theil genommen
hatte und bei ausgebreiteten Kenntnissen treffliche Karten und Instrumente
besaß. Diese benutzte Columbus, und immer fester ward bei ihm der Ge¬
danke, daß, wie sein kühner Geist schon früher geahnt hatte, auch die andere
Seite unsers Erdballes Land enthalten müsse, welches zu Hinterafien gehöre
und mit dem noch wenig bekannten Indien zusammenhänge. Während die
Portugiesen einen Weg dahin um Afrika suchten, glaubte er durch eine Fahrt