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23* Man muß sich etwa- versagen
können.
So lernbegierig, fleißig und brav Wolf¬
gang auch war; so hatte er doch den Fehler
an sich, daß er immer sehr unzufrieden war, und
weinte, wenn er irgend etwas entbehren mußte,
das ihm lieb war. Und doch ist es nun einmal
so in der Welt, daß wir oft etwas wünschen,
und eö doch nicht bekommen; oft etwas Ange¬
nehmes besitzen, was uns bald darauf wieder
genommen wird. Es ist daher sehr nöthig, daß
man sich schon in der Jugend übe, so viel Gewalt
über sich selbst zu gewinnen, eine Sache, die
man lieb hat, zu entbehren, sobald es seyn mnß.
Eines TageS geberdete sich Wolfgang
äußerst ungestüm, als es ihm sein Vater nicht
erlaubte, aufs Land in einen Garten zu gehen,
wo sich einige seiner Mitschüler versammelt hat¬
ten, eine Unterhaltung zu genießen.
„Wolfgang!" sagte der Vater, „eö ist
ein Glück für dich, wenn du dich schon bey Zei¬
ten daran gewöhnest, dir ein Vergnügen zu ver¬
sagen, ehe es dir zur Gewohnheit geworden ist,
dasselbe zu genießen. Du bewahrest dich da¬
durch vor manchem Kummer." — Der Knabe
fühlte etwas von dem, was ihm der Vater sagte;
aber bey weitem nicht Alles.
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