45 
23* Man muß sich etwa- versagen 
können. 
So lernbegierig, fleißig und brav Wolf¬ 
gang auch war; so hatte er doch den Fehler 
an sich, daß er immer sehr unzufrieden war, und 
weinte, wenn er irgend etwas entbehren mußte, 
das ihm lieb war. Und doch ist es nun einmal 
so in der Welt, daß wir oft etwas wünschen, 
und eö doch nicht bekommen; oft etwas Ange¬ 
nehmes besitzen, was uns bald darauf wieder 
genommen wird. Es ist daher sehr nöthig, daß 
man sich schon in der Jugend übe, so viel Gewalt 
über sich selbst zu gewinnen, eine Sache, die 
man lieb hat, zu entbehren, sobald es seyn mnß. 
Eines TageS geberdete sich Wolfgang 
äußerst ungestüm, als es ihm sein Vater nicht 
erlaubte, aufs Land in einen Garten zu gehen, 
wo sich einige seiner Mitschüler versammelt hat¬ 
ten, eine Unterhaltung zu genießen. 
„Wolfgang!" sagte der Vater, „eö ist 
ein Glück für dich, wenn du dich schon bey Zei¬ 
ten daran gewöhnest, dir ein Vergnügen zu ver¬ 
sagen, ehe es dir zur Gewohnheit geworden ist, 
dasselbe zu genießen. Du bewahrest dich da¬ 
durch vor manchem Kummer." — Der Knabe 
fühlte etwas von dem, was ihm der Vater sagte; 
aber bey weitem nicht Alles. 
J
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.