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sächsischen Prinzen August, endlich das Stift Minden für den natür¬
lich schon vorauszusehenden Fall, daß es in den Auseinandersetzungen
zwischen katholischen und protestantischen Reichsständen den Pro¬
testanten zugesprochen würde. Jn^ ähnlicher Weise sollten dem
Mecklenburger Herzogshaus, zunächst der Schweriner Linie, die
Bistümer Schwerin und Ratzeburg zufallen. Den Kapiteln in
Magdeburg und Halberstadt rettete man ein Scheindasein, aber so,
daß die Domherrnstellen um ein Viertel reduziert, und daneben
ihnen, wie den Kapiteln der übrigen abgetretenen Bistümer nicht
nur ihr Wahlrecht, sondern auch ihr Anteil an der Stistsreaierung
entzogen werden sollte.
Moritz Ritter, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Gegenreformation
und des Dreißigjährigen Krieges. S. 625—629.
V. Die (Handlungen in der äußeren Politik
des Großen Kurfürsten bis zum schwedisch-polnischen
Kriege.
In schwerer und gefahrvoller Zeit übernahm Friedrich Wilhelm
das Steuer der brandenburgischen Politik. Das Schiff hatte Havarien
übergenug, als daß der Besonnene nicht hätte trachten sollen, vor¬
erst nur einmal die Ruhe des Hafens zu suchen. Die ersten Jahre,
bis 1643, verblieb er in Preußen, welches fernab aus den deutschen
Kriegswirren lag. Was der junge Kurfürst erkannte, war zunächst:
daß der Kaiser nur den Krieg gegen Frankreich ernsthaft, dagegen
die Sache seines Protestantischen Bundesgenossen wider Schweden
ganz lässig nahm, und daß er in Brandenburgs andauernder Not
und Rechtsverkürzung eher etwas Willkommenes erblickte. Und
2 zweitens: daß die pommersche Fragi überhaupt nicht von kleinen
Entscheidungen an der Spree und Oder, sondern vom Krieg und
Frieden in der großen europäischeinPolitik abhängen werde. Daß
der kaiserliche Verbündete, um Schwedens ledig zu werden und sich
ganz gegen Frankreich zu konzentrieren, Pommern als Loskaufspreis
ausersehen habe, war schon in den letzten Zeiten Georg Wilhelms
! öffentlich im Reiche knnd geworden. Schon wegen dieser pommerschen
Frage allein galt es demnach, eine selbständige Politik anstatt der
habsburgischen^J^eMgschaft anzustreben^ Freilich vorläufig war
Friedrich Töilhelm ohne ^en Bundesgenossen und Freund.
Eine Wendung aus dieser Isolierung zu Schweden hinüber,
das seiner nicht bedurfte, eine Absage an Wien hätte dem jungen
Kurfürsten nur vollends die Hände gebunden. So sah er sich auf
eine Haltung der allmählichen Übergänge, des vorsichtigen Tastens
gewiesen. Welch eine Zurückhaltung bei einem zwanzigjährigen, aufs
schwerste unter seiner Situation leidenden, dabei ganz auf seine
persönlichen Entschlüsse gestellten Fürsten! Denn auch darin blieb