Das Großherzogthum Baden. 325 
reich verließen, nahm dieser Markgraf 1609 alle, die sich an 
ihn wandten, menschenfreundlich in sein Land auf, und gab 
ihnen Kirchen und Schulen. Damahls entstanden die Dörfer 
Welfchneureuth, Fricdrichsthal, Palmbach. 
Der Sohn des Markgrafen Friedrich Magnus war 
Karl Wilhelm (1709 — 1738). Er erbaute Karlsruhe und 
verlegte dahin seinen Fürstensitz. Er errichtete in Pforzheim 
eine Wittwen« und Waisenanstalt. Sein Neffe war Karl 
Friedrich (1746—1811), der ihm in der Negierung folgte. 
Die Negierung dieses Markgrafen, dauerte über ein halbes 
Jahrhundert und war eine der segensreichsten. Es ist nicht leicht, 
alle Wohlthaten aufzuzählen, die dem Lande durch diesen aus¬ 
gezeichneten Fürsten geworden sind. 
Karl Friedrich galt als ein Muster jeglicher Tugend 
und einer ungehenchelten Frömmigkeit. Er erkannte, was er 
als ein christlicher Fürst seinem Volke schuldig sei und er suchte 
diesen Anforderungen auf alle Weise nachzukommen. Er schaffte 
ab, was sein Volk vcrnnehrte; er beförderte und richtete ein, 
was dem leiblichen, geistigen und geistlichen Wohl seiner Unter¬ 
thanen dienlich war. Er hielt auf strenge Feier des Sonntags 
und besuchte selbst mit seinem ganzen Hofe regelmäßig den 
Gottesdienst. Er zog durch die Kirchenvorstände und Geist¬ 
lichen die Wirtshaussitzer und Müßiggänger zur Verantwor¬ 
tung. Er richtete Sonntagsschulen ein. Er hob den Aufwand 
bei Leichenbegängnissen, Hochzeiten und Kindtaufen auf; er be¬ 
schränkte die Lotteriesucht. Er ließ durch die Synoden der 
Geistlichen strenge über die Sitten des Volkes wachen. Er ver¬ 
mehrte die Pfarreien und gründete, besonders auf dem Schwarz¬ 
walde, neue. Er verbesserte den Gehalt der Schullehrer, schaffte 
die Wandertische der Lehrer ab, und gab nicht mehr zu, daß 
die Schüler Holzscheiter zur Schule trügen. Er errichtete in 
Karlsruhe und Baden Bildungsanstalten für die Lehrer. Das 
Schulseminar in Baden kam später mit dem Lyceum nach Ra¬ 
statt. Er errichtete in Karlsruhe eine Schule für Taubstumme, 
errichtete Schulen für Ingenieurs, Geometer und Architekten. 
Er bezahlte Gehalte an Gelehrte und christliche Dichter, wie 
an Klopstock, zog Künstler in seine Nähe, berief den Jung