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Schauenburg. Durch die Hülse deS letzteren gelang eö ihm, sein Reich
nach allen Seiten hin zu erweitern, und sich eine größere Macht zu erwerben,
als je einer seiner Vorgänger gehabt hatte. — Jetzt dachte Heinrich auch daran,
das Christenthum ausS neue in dieses Land zu verpflanzen, deshalb bewog er
eine Anzahl christlicher Kaufleute, sich in Lübeck, das er zu seiner Residenz er¬
wählt hatte, nieder zu lassen, fing an Kirchen zu erbauen, und Geistliche in
sein Land zu rufen. Aber mitten unter diesen Bemühungen ereilte ihn der
Tod, im Jahre 1126. Bald nach ihm erlosch sein ganzes Geschlecht, und die
Macht des Irrthums und Aberglaubens brach noch einmal mit Macht herein.
Bis zum Jahre 1131 zwar hielt der Herzog von Schleswig, welcher von dem
Kaiser mit allen Ländern Heinrichs belehnt worden war, den gänzlichen Verfall
des Christenthums auf, als aber nach seinem Tode zwei heidnische Fürsten sich
in die slavischen Länder theilten, blieb kaum eine Spur desselben übrig.
PribiSlauS hatte Polabenland und Wagricn bekommen, besaß aber diese
Länder nur kurze Zeit. Cr verwickelte sich in verschiedene nachtheilige Kriege
mit den Rügianern sowohl, als mit dem Grafen Heinrich von Badcwidc,
welcher einen Theil von Holstein beherrschte, indeß Adolph I>. über den an¬
deren gebot. In dem Kampfe mit demselben war" PribiSlauS so unglücklich,
daß er im Jahre 1138 aller seiner Länder, und seines ganzen Ansehens bc-
raubt wurde. Heinrich regierte also jetzt über Polabenland, Wagricn und ei¬
nen Theil von Holstein. — Aber bald wurde tie wachsende Macht desselben
von Adolph N. mit Eifersucht bemerkt; er musile Wagrien abtreten, und die
Regierung von Holstein niederlegen, erhielt aber zum Ersatz für diesen Ver¬
lust die Bestätigung seiner Herrschaft über das eroberte Polabenland. Auf die¬
ses trug er den Grafentitcl über; der alte Name LaucnburgS hörte auf, und
seit dem Jahre 1142 erscheint eS eine Zeit lang unter der Benennung der
Grafschaft Ratzcburg.
2. Geschichte Lauenburgs bis zur Bereinigung desselben
mit dem sächsischen .^>erzvgthume.
Nach einer Negierung von 22 Jahren, in welchen er sich bemühte, die
Wunden, welche der Krieg dem Lande geschlagen hatte, zu heilen, starb Hein¬
rich, im Jahre 1164. Sein Sohn Bernhard l. setzte die Bemühungen des
Vaters fort. Theils um den alten aufrührerischen Slavenstamm nach und
nach zu vertilgen, theils um seine Unterthanen mit einer besseren Bearbeitung
deS Ackers bekannt zu machen, rief er viele von den Westphäliiigern, die dazu¬
mal als treffliche Landwirthc berühmt waren, in seine Grafschaft. Wirklich
fingen auch die alten Bewohner/ durch daS Beispiel der Fremdlinge aufgemun¬
tert, an, auf die Bearbeitung des BodenS mehr Sorgfalt zu verwenden, als
bisher geschehen war. Früher hatten sic bloß mit der Hacke umzugehen ge¬
wußt; jetzt lernten sic auch den Pflug gebrauchen. Ihre Ernten wurden rei¬
cher, ihre Wohlhabenheit mehrte sich, und die Sitten wurden milder. Auch
das Christenthum sano nun immer mehr Eingang, und sing jetzt an, für immer
in diesem Lande seinen Sitz zu nehmen. — Aus diese Weise genoß daS Land
nach vielen kriegerischen, unruhigen Jahren endlich einmal die Früchte deS Fric-
dcnö; es blühte schnell zu einem herrlichen Wohlstände auf, und schien für die
Folge noch glücklichere Zeiten zu versprechen. Leider war dieser Zustand von
keiner Dauer; ein neuer Krieg entzündete sich, und drohte mit neuen Verhee¬
rungen.
Im Jahre 1180 gericth nämlich Bernhard 1. bei seinem Lehnsherrn H ei n -
rich dem Löwen, welcher dazumal mit dem Kaiser, der ihn seiner Länder,
der Herzogthümer Sachsen und Baiern beraubt hatte, im Streite lag, in de»
Verdacht deS Derraths. Cr mußte in der Flucht seine Rettung su chm, und