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entziehen. Hierüber entstand erst mancherlei Zwistigkeit, und zuletzt offen¬
barer Krieg zwischen dem Kaiser und den Böhmen, wodurch beinahe das ganze
Land von dem Papste abfiel. Zuletzt wurde die Sache doch gütlich beigelegt,
den Hussitcn wurde der Kelch beim Abendmahl bewilligt, und sie erkannten nun
den Papst wieder für ihr Oberhaupt. Dieser schien gefürchteter und mächtiger,
als je, und das GlaubcnSgcricht (Inquisition), welches die Päpste zur Ent¬
deckung und Vcrurthcilung der Ketzer niedergesetzt hatten, wüthete furchtbar;
schrecklicher jedoch nirgends, als in Spanien. Man rechnet, das? in diesem
Lande in 18 Jahren über 100,000 Menschen durch die Inquisition umgckom-
men 'sind.
Die Reformation.
Johann Luther, ein armer Bergmann in dem Dörslein More,
welches früher zu der Grafschaft Mannsfcid, jetzt aber zur preußischen Pro¬
vinz Sachsen gehört, reiste im November 1183 mit seiner Frau aus einen
Jahrmarkt nach Eislcbcn. Hier wurde ihnen «»vermuthet den 10. November
Abends ein ' Sohn geboren, den sic sogleich am folgenden Tage taufen und
Martin nennen ließen. Einige Jahre später zog Johann Luther nach Manns-
fcld und schickte den kleinen Martin sehr früh in die dortige Schule. Oft soll
er ihn, weil der Knabe sehr schwächlich war, sogar ans den Armen dahin ge¬
tragen haben. Weib, er in seinem Sohne ausgezeichnete Anlagen entdeckt hatte,
schickte er ihn nach Magdeburg in eine höhere Schule. Hier blieb derselbe
indessen nicht lange, sondern kam nach Eisenach, wo er sich, da sein Vater
noch immer sehr arm war, sein Brot mit Singen vor den Häusern verdiente.
Die Andacht, welche er hierbei an den Tag legte, bewog eine wohlthätige Frau,
ihn in ihr Haus zu nehmen und die Kosten seiner Ausbildung in Eisenach zu
bezahlen. In seinem IN. Jahre ging Luther ans die Universität in Erfurt.
Hier sah er zum erstenmale eine vollständige Bibel, und wunderte sich nicht
wenig, viel mehr darin zu finden, als die Evangelien und Episteln. — Sein
Vater wünschte, er sollte ein NerhtSgelrhrler werden, allein dies Fach sagte ihm
nicht zu, vielmehr 'zog ihn seine Frömmigkeit zur Erwählung deS geistlichen
Standes. Eine besondere Begebenheit bestärkte ihn in diesem Vorsätze noch
mehr. Er ging nämlich einstmals mit seinem Freunde Alerins spaziren, als
ein Gewitter herauszog, und denselben a» seiner Seile erschlug. Dies erschüt¬
terte Luther dermaßen, daß er den Vorsatz faßte, in ein Kloster zu gehen. In
der Stacht nach dem 17. Juli 1505 verließ er seine Wohnung, ging nach dem
Angustinerkloster in Erfurt, und ließ sich alö Mönch aufnehmen. — In der
Einsamkeit des Klosters versank er in Schwermuth; er fühlte sich unzufrieden
mit seinem Zustande, und diese Unzufriedenheit hielt er» für unverzeihliche Sünde.
Vergebens suchten ihn seine Freunde zu beruhigen. Dabei studirte er die Bi¬
bel sehr eifrig und vergaß oft darüber alle irdischen Bedürfnisse so sehr, daß
man einst, nachdem er sich 3 Tage lang eingesperrt hatte, die Thür erbrechen
und ihn dnrch Musik, die er über alles liebte, und in der er selbst ein Mei-
ster war, aus einer Ohnmacht erwecken mußte. — AuS diesem verzehrenden
Trübsinn riß ihn endlich der Vorsteher deS AligustiiierklosterS, Dr. Stau p itz.
Dieser empfahl ihn dem Churfürsten von Sachsen, Friedrich dem Wei¬
sen, zum Professor an der neugestifteten Universität zu W i ttcnbcrg. Luther
wurde also angestellt, fing nun auch an zu predigen, und fand außerordcnt
lichen Beifall. Dabei setzte er daö Lesen der Bibel unermüdlich fort, und
dankte Gott von Herzen für dies große Geschenk, das ihm eine Onclle des
Trostes wurde; denn seine Schwermuth verlor sich immer mehr, und ei» freu¬
diger, fröhlicher Muth trat an dessen Stelle.
Jni Jahre 1510 mußte er nach Nom reisen, um einen Streit, der zwi
scheu den Mönchen ausgebrochen war, beizulegen. Auf dieser Reise wurde