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VII. Deutschland. Die freien Städte.
Frankfurt liegt unter 50° N. Br. am rechten Mainufer
und'ist durch eine schöne steinerne Brücke mit dem am linken Ufer
gelegenen Stadttheile Sachsenhausen verbunden. Die ehe¬
maligen Wälle sind abgetragen und theils in Straßen, theils in
schöne Lustanlagen verwandelt. Sie zahlt an 60000 Einw.,
worunter über '6000 Juden. Die Mehrzahl der Einwohner ist
lutherisch, doch haben auch die Katholiken drei, und dieReformir-
ten seit 1787 zwei Kirchen in der Stadt. Im Ganzen ist Frank¬
furt eng und winklig gebaut, aber die Menge großer und schöner
Häuser zeigt den alten Wohlstand der Stadt; die schönsten Gegen¬
den sind: die zwar krumme aber sehr breite und schöne Straße,
die Zeil; der Wallgraben oder die schöne Aussicht,
am Mainufer; der große Platz am Schauspielhause und der Haupt¬
wache, der Roßmarkt u. a. Unter den Gebäuden zeichnen sich
aus: der Römer, oder das Rathhaus, ein großes, im Innern
höchst verworrenes, im Aeußern durch viele von allen Seiten an¬
gebaute Häuser unansehnliches Gebäude. Man zeigt darin den
mit den Bildnissen der Kaiser geschmückten Saal, worin sie nach
ihrer Krönung zu speisen pflegten, (ein anschauliches Bild einer
Kaiserkrönung giebt Göthe im Iften Bande „Aus meinem Leben"),
und dasOriginal des von Carl I V. 1355 gegebenen Reichsgesetzes,
der goldenen Bulle. Der Thurn- und Tapissche Pallast, worin
jetzt die Bundesversammlung ihre Sitzungen halt. Der Dom oder
die Bartholomauskirche, worin mehrere schöne Denkmähler und
eine kleine Kapelle, in welcher das Conclave oder die Versammlung
der Kurfürsten zur Kaiserwahl gehalten wurde» Zu den zahlreichen
Anstalten für Wissenschaften und Wohlthätigkeit gehören: die
Stadtbibliothek von 100,600 Bänden; die Senkenbergtsche Stif¬
tung für die Medizin, mit einem botanischen Garten und einem
trefflichen Hospitale, sie besteht seit 1763; die vor einigen Jah¬
ren von dem Bürger Städel gestiftete und mit seinem ganzen Ver¬
mögen ausgestattete Kuvftsammlung und Schule; das Irren¬
haus u. s. w. Unter den zahlreichen Fabriken und Gewerben zeich¬
nen sich die Tabaksfabriken, die Gold- und Silberarbeiten und
die Fabriken von Kupferdruckerschwärze aus. Frankfurt ist eine
der ersten Handelsstädte Deutschlands; seine Messen gehören zu
den bedeutendsten, und Wein, Seidenzeug und alle englische und
französische Fabrikwaaren finden hier ihren Hauptabsatz. — Das
Frankfurter Journal ist die älteste gedruckte deutsche Zeitung; es
erschien zuerst 1615. — Göthe ward hier 1749 geboren. —
Die Umgebungen der Stadt, in dem milden und freundlichen
Mainthale, mit zahllosen Landhäusern und Gärten geschmückt,
sind überaus lieblich. Das ganze Gebiet der Stadt, von Nassau'
Hessen - Cassel und Darmstadt umgeben, beträgt 4 l/z □ M.