Full text: Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln (Theil 2)

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A. Euro pa. 
mußten die Patrizier nachgeben; die Gesetze wurden angenommen, 
aber als einige Entschädigung für die Theilung des Consulats er¬ 
hielten fíe für sich 2 neue Würden, die Prätur und die curulische 
Aedilität. Den Consuln nemlich wurde ein Prätor, mit gleichen 
äußern Zeichen der Würde, an die Seite gesetzt und ihm das höch¬ 
ste richterliche Amt in der Stadt übertragen. Später stieg die 
Zahl der Prätoren erst auf 2, zuletzt gar auf 10, und sie führten 
nicht selten Armeen im Felde. Curulisch hießen alle Würden, 
welche ihren Inhaber berechtigten, sich eines mit Elfenbein ver¬ 
zierten Stuhles («eiln curulis) bei seinen Amtsverrichtungen zu 
bedienen: die curu lisch en Aedilen hatten eine polizeilich rich¬ 
terliche Gewalt, führten die Aufsicht über öffentliche Gebäude, 
Feierlichkeiten und Spiele u. s. w. Angenommen waren nun zwar 
die Gesetze des Licinius, aber noch vergingen lange Jahre, ehe sie 
völlig und für immer in Kraft traten, denn noch bis zum Jahre 
412 wurden sie oft übertreten, Kriegstribunen statt der Consuln 
erwählt, oder selbst wie früher 2 Patrizier zu Consuln ernannt. 
Erst über 160 Jahre später finden wir diese gegenseitige Span¬ 
nung so gänzlich vergessen, daß seit 580 oft selbst 2 plebejische Con¬ 
suln vorkommen. 
Die gallischen Verheerungen und die heftigen Streitigkeiten 
zwischen den beiden Ständen hatten Rom eine lange Zeit hindurch 
in einem Zustande der Ohnmacht erhalten, so daß es kaum sich 
der Gewalt feindlicher aber unbedeutender Nachbarn und einiger 
neuen Streifereien der Gallier erwehren konnte. Diese wieder¬ 
holten Züge der Gallier scheinen übrigens ganz Italien zerrüttet 
und so die folgenden Siege der Römer erleichtert zu haben. Die 
mit dem Jahre 412 wieder hergestellte Eintracht in Rom und d.er 
dadurch gestiegene Wohlstand des Volks führten auch bald zu be¬ 
deutenderen Unternehmungen. Rom war damals mit den latei¬ 
nischen Städten in einem auf völligeGleichheit gegründeten Bunde, 
nnd nur Ein Volk in Italien war mächtig genug, beiden die Spitze 
zu bieten. Dies waren die Samniter, welche südöstlich von Rom 
von einem Meere bis zum andern herrschten. Ihre Angriffe auf 
das damals zwar sehr bevölkerte und reiche aber weichliche Capua 
veranlaßten Römer und Lateiner, 412 den Campaneen beizustehen. 
Der Krieg war kurz, schon 414 beendigt, aber äußerst blutig, und 
die Samniter verloren dabei nichts, als ihre ungerechten Ansprüche 
auf Capua. Beinahe noch gefährlicher war der unmittelbar fol¬ 
gende Krieg mit den Lateinern, welche so lange mit den Römern 
vereinigt unter den nemlichen Fahnen, mit gleicher Tapferkeit ge¬ 
dient hatten. Sie forderten völlige gleiche Bürgerrechte zu Rom 
und Theilnahme an allen Würden des Staats. Ihre vielleicht un¬ 
billige Forderung ward durch einen hartnäckigen Krieg zurückge¬ 
wiesen, welchen vorzüglich die freiwillige Aufopferung des Con- 
fulS Deeius und die dadurch entflammte Begeisterung der Römer
	        
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