Full text: Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln (Theil 2)

'232 
A. Europa. 
Das verlassene Tarent mußte sich 482 den Römern aufz leidliche 
Bedingungen ergeben. Der Triumph über die Tarentiner war 
der erste, bei welchem Reichthümer an Gold, Silber und Kunst¬ 
sachen in Rom erschienen. In dem kurzen Zeitraum von 482 — 
88 vollendeten nun die Römer mit geringer Mühe, nach Ueber- 
wältigung der Picentiner und Umbrer, die Eroberung des eigent¬ 
lichen Italiens von der Makra bis an die äußerste südliche Spitze. — 
Bis auf diesen Zeitpunkt war der große Kampf im Innern zwi¬ 
schen Patriziern und Plebejern ziemlich beendigt durch beinahe 
völlige Gleichstellung beider Stände. Die Republik war noch 
arm, man kannte nur Kupfermünzen; die Sitten hatten nur noch 
wenig von ihrer alten Strenge verloren. Künste und Wissenschaf¬ 
ten waren so gr-t als unbekannt; aber von den Etruskern, Sam¬ 
mlern und vorzüglich vom Pyrrhus hatten die Römer bedeutende 
Verbesserung ihrer Bewaffnung und Kriegskunst erlernt und wa¬ 
ren an Gesinnung und äußerer Macht vollkommen gerüstet, den 
großen Kampf ihrer wahren Heldenzcit, die beiden ersten punischen 
Kriege, zu bestehen. 
Mir den Karthagern standen die Römer schon seit den Zei¬ 
ten der Könige in Handelsverbindungen; Rom hatte dafür gesorgt, 
die Küsten Latiums gegen sie zu sichern und Karthago die Handels¬ 
thätigkeit der Römer so eng als möglich zu beschränken gesucht. 
Der Einfall des Pyrrhus in Sicilien hatte beide Völker zur Erneue¬ 
rung ihrer Verträge veranlaßt, und die Karthager ließen selbst Ta¬ 
rent durch eine Flotte einschließen, während die Römer es zu 
Lande belagerten; aber eben hieraus erwuchs die Eifersucht beider, 
welche noch dadurch besonders genährt wurde, daß Rom jetzt ganz 
Italien besaß, Karthago aber über einen großen Theil von Sicilien 
herrschte. Eine geringe Veranlassung führte den Krieg herbei. 
Campanische Miechsvölker, welche sich Mamertiner nannten und 
für die Griechen in Sicilien gefochten hatten, bemächtigtet sich 
treuloser Weise der Stadt Messana, und von Hiero König von 
Syrakus und den Karthagern bedrängt, flehten sie die Römer um 
Hülfe. Sie ward ihnen, 490 d. St. 264 v. Chr., auf elenden 
Schiffen gesendet. Bald ward Hiero zum Frieden gezwungen und 
die Karthager ihrer meisten Besitzungen auf der Insel beraubt. 
Um indeß den Krieg mit mehrerm Nachdruck führen zu können, 
erbauten die bis dahin des Seewesens wenig kundigen Römer eine 
Flotte, welche unter dem Cónsul Duillius 494 mehr durch Tapfer¬ 
keit als durch Geschick den ersten Seesieg erfocht. Eine mit den 
eisernen Schnäbeln der eroberten Schiffe gezierte Säule (columna 
rostrata) verewigte zu Rom das Andenken dieser Begebenheit. 
Bald waren nun Corsika, Sardinien, Malta erobert, und der 
Cónsul Attilius Regulus faßte zuerst den kühnen Gedanken, nach 
einem neuen Siege Afrika selbst anzugreifen. Anfänglich glücklich, 
drang er bis an die Mauern von Karthago vor, ward aber von
	        
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