Full text: Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln (Theil 2)

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A# Europa. 
fui Scipio, ging über diesen Fluß in der Gegend von Lyon, durch¬ 
zog das unwegsame Land der Allobroger (Savoyen) und überstieg 
endlich trotz aller Hindernisse, welche Natur, Unbekanntschaft der 
Wege und feindliche Gebirgsvölker ihm entgegensetzten, die noch 
jetzt bei gebahnten Straßen und friedlichen Verhältnissen höchst 
schwierigen Alpen, wahrscheinlich in der Gegend des heutigen 
M. Geiièvre, denn mit völliger Gewißheit ist die Uebergangsftelle 
nicht auszumachen. Kaum in den Ebenen Ober-Italiens ange¬ 
langt, schlug er den indeß zurückgesegelten Consul Scipio am Tici- 
nus und bald darauf den anderu Consul Sempronius an der Tre- 
bia, worauf eine bedeutende Zahl gallischer Hülfsvölker sich an ihn 
anschlossen. ^ Im folgenden Jahre geht er über den Apennin, durch¬ 
zieht eine für unwegsam gehaltene morastige Gegend und vernich¬ 
tet das Heer des Consul Flaminius am trasimenischen See in Etru¬ 
rien. ^ Hierauf wendet er sich südöstlich und dringt verheerend in 
das südliche Italien ein. Von so vielen Verlusten erschüttert, aber 
nicht muthlos gemacht, ernennen die Römer den alten Fabius zum 
Dictator, welcher durch kluge Vorsicht, feste Stellung und Ver¬ 
meidung jedes entscheidenden Gefechtes den Hannibal wenigstens 
aufhält und sich den Beinamen Cunctator (der Zauderer) erwarb. 
Bald aber der Unthätigkeit überdrüssig , ernennen die Römer 2Con- 
suln,' den Aemilius Paullus und den Terentius Varrò, welche im 
Commando täglich abwechseln. Der unbesonnene Varrò benutzt 
gegen den Rath des Aemilius seinen Tag, um die blutige Schlacht 
bei Camme in Apulien zu liefern, in welcher Aemilius rühmlich 
fiel und die Römer eine entsetzliche Niederlage erlitten, 538 d. St. 
Hier aber endete auch das Siegesglück Hannibals; er wagte es 
nicht, Rom selbst anzugreifen und wendete sich nach dem reichen 
und üppigen Capua, um seinen geschwächten und ermatteten Heere 
eine verderbliche Ruhe zu gönnen. Vergebens schloß er ein Bünd- 
niß mit Philipp UI. von Mazedonien, welchen eine römische Flotte 
und die Aetolier hinlänglich beschäftigten; eben so unnütz war ihm 
das Bündniß mit Syrakus, welches bald vom Marcellus erobert 
wurde, wobei der große Archimedes das Leben verlor. Obgleich 
nun Hannibal seitdem in den nächsten 15 Jahren nichts bedeutendes 
mehr ausrichtete, so muß man doch in ihm schon darum den grö߬ 
ten Feldherrn erkennen, daß er ohne Hülfe von seinem Vaterlande, 
mit einem aus rohen und unzuverlässigen Völkern bestehenden 
Heere sich so lange mitten unter den tapfersten Feinden erhalten 
konnte und zuletzt nur dem Schicksale, nicht ihren Waffen wich. 
Rom am furchtbarsten nach großem Verluste, hatte alle Kräfte auf¬ 
geboten, selbst Sklaven bewaffnet und ansehnliche Heere nach Spa¬ 
nien geschickt. (Es bleibt räthselhaft, daß während dieses ganzen 
Kriegs so wenig von der karthagischen Flotte verlautet.) Nach gro¬ 
ßen Siegen waren dort 2 Consuln, beide Scipionen, umgekom¬ 
men, und der kaum 24jährige Scipio, Sohn des einen, Neffe des
	        
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