Full text: Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln (Theil 2)

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A. Europa. 
mische Kaiser Justiman benutzte die Zwietracht, welche nach Theo- 
dorichs Tode unter den Gothen entstanden war, und sein Feldherr 
Belisarius, welcher schon den Vandalen Afrika wieder entrissen 
hatte, griff nun auch Italien mit großem Erfolge 535 an. Eine 
Zeitlang widerstand zwar noch der letzte gothische König Totila und 
eroberte selbst Rom wieder, allein als Belisarius zurückgerufen 
und der Verschnittene Narses seine Stelle eingenommen, unter¬ 
lag auch Totila 552, und ganz Italien ward, nicht zu seinem 
Glücke, wieder römisch. Doch auch dieser Besitz war von kurzer 
Dauer. Narses, bei seinem Herrn in Ungnade gefallen, soll selbst 
die Veranlassung gegeben haben, daß Albuin, König der Lango- 
' barden oder Longobarden in Pannonien 568 in Italien einbrach 
und in kurzer Zeit das ganze obere Italien eroberte, welches von 
den Siegern den Namen der Lombardei erhielt. So war nun 
Italien getheilt, der ganze nördliche Theil, so wie mehrere süd¬ 
westliche Gegenden waren lengobardisch, Ravenna und der südöst¬ 
liche Theil blieb noch eine Zeitlang kaiserlich und wurde das Exar- 
chat genannt. Der Exarch oder Statthalter wohnte zu Ravenna. 
Rom war zwar nicht den Longobarden unterworfen, aber doch in 
einer nur sehr schwachen Abhängigkeit von Constantinopel; ein 
Umstand, welcher viel dazu beitrug, das Ansehen der Bischöfe 
dieser Stadt (Päpste), welche oft Gelegenheit hatten als Vermitt¬ 
ler und Beschützer der Stadt aufzutreten, außerordentlich zu er¬ 
höhen. Außerdem hatte sich in dem nordwestlichen Winkel des 
adriatischen Meeres auf mehreren dort gelegenen, flachen, von 
Lagunen (seichten Meeresstellen) umgebenen Inseln ein kleiner 
Staat meist von solchen gebildet, welche zur Zeit Attila's dem Ver¬ 
derben entronnen, woraus, aber erst später, die Stadt und Re¬ 
publik Venedig entstand. Das Reich der Longobarden war nie 
stark; tapfer zwar und kriegerisch, aber höchst ungebildet, ver¬ 
schwanden unter ihnen noch die letzten Spuren altrömischer Bil¬ 
dung. Ihr Reich blieb stets ein Wahlreich, wenn man auch da¬ 
bei vorzüglich auf die einmal herrschende Familie achtete, und die 
Macht der Herzöge, welche die verschiedenen Theile des Landes 
beherrschten , war so groß, daß sie oft jahrelang ohne König re¬ 
gierten. Diese Uneinigkeit war auch Schuld, daß es ihnen erst 
spät, 752, gelang, dem schwachen Exarchat ein Ende zu machen; 
doch behielten die griechischen Kaiser noch immer einige Provinzen 
im untern Italien. Die Longobarden waren zwar Christen, aber 
Arianer (S. 255.) und daher Feinde der Päpste, welche stets von 
ihnen bedroht bei den entfernten Franken Hülfe suchten und fan¬ 
den. Schon Carl Martell hatte sich der Päpste angenommen; sein 
Sohn Pipin zwang die Longobarden zu einem Vergleich, wodurch 
viele ehemals zum Exarchat gehörige Länder den Päpsten einge¬ 
räumt wurden und diese dadurch zuerst in die Reihe weltlicher 
Fürsten eintraten. Als aber der letzte longobardische König Deside-
	        
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