VIII. Italien.
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sich diesen Staat anmaßte und darüber mit den deutschen Kaisern
in Streit gerieth. Bei alle dem blühte während dieser Kämpfe ein
hoher Wohlstand in diesen Städten: Handel, Gewerbe, ja selbst
der erste Anfang wieder aufblühender Kunst bereicherten und ver¬
schönerten sie, und Lombarden hatten ihre kaufmännischen Nieder¬
lassungen in den meisten bedeutenden Städten Deutschlands, der
Niederlande und Englands. Am mächtigsten und blühendsten er¬
hoben sich die Seestädte, vorzüglich durch die Kreuzzüge und den
Handel mit dem Morgenlande bereichert. Vom Ilten bis 14ten
Jahrhundert hatte Pisa eine bedeutende Seemacht, bis es den Ge¬
nuesern und endlich 1407 den Florentinern erlag. Genua selbst, schon
im 10ten Jahrhundert nicht unbedeutend, hatte doch seine Freiheit
erst 1238 errungen, kämpfte lange Zeit und zuletzt glücklich mit Pisa
um die Herrschaft des mittelländischen Meeres, um Sardinien und
Corsika, und trug einen vollständigen Sieg davon; minder glücklich
war zuletzt der lange Kampf mit Venedig im 13ten bis Ende des 14ten
Jahrh. Die Genueser, Nebenbuhler der Venezianer im levantischen
Handel, hatten sich durch Wiederherstellung der griechischen Kaiser
große Verdienste um diese erworben und besaßen Niederlassungen am
schwarzen Meere, mehrere Inseln des Archipelagus, selbst Kreta
und Cypern und die Vorstadt Pera bei Conftantinopel. Im 14ten
Jahrhundert mußten sie dem mächtigen Venedig auf vielen Punkten
weichen, und die Eroberung Constantinopels durch die Türken
machte ihrer Herrschaft in jenen Gegenden ein Ende. Dabei war
Genua unaufhörlich von inneren Spaltungen zerrissen, oft wählte
man Fremde zu Dogen, deren Einfluß man weniger fürchtete;
mehrere Male unterwarf man sich selbst dem französischen, dann
wieder dem mailändischen Schutze. — Florenz war lange Zeit
hohenftaufisch, ging dann zu einer demokratischen Verfassung unter
vielen bürgerlichen Unruhen über, bis endlich seit 1400 die reiche
Kaufmannsfamilie der Medici anfänglich unter bürgerlichen For¬
men, bald aber mit fürstlichem Ansehen die Gewalt an sich riß.
Wenige Familien haben so viel für die Künste und Wissenschaften
gethan, als die Mediceer im 15ten und 16ten Jahrhundert. Ve¬
nedig schöpfte seinen Reichthum aus den Kreuzzügen und dem Han¬
del mit dem Morgenlande, es erreichte seine höchste Blüthe im
13ten, als unter seinem Schutze das lateinische Kaiserthum zu Con-
stantinopel entstand, bestand im Ganzen siegreich den langen Kampf
mit Genua, der 1381 endete, und fing nun an, sich auch auf dem
festen Lande auszubreiten, vorzüglich im 15ten Jahrhundert. Seine
Macht und seine Blüthe wurden erst bedeutend erschüttert, als Con-
stantinopel in die Hände der Türken fiel und die Entdeckungen der
Portugiesen und Spanier dem Handel ganz neue Wege bahnten. —
Die Besitzungen der Päpste hatten sich zwar seit dem 12ten Jahr¬
hundert bedeutend vermehrt, in Rom selbst aber war ihre Macht
durch den unruhigen Geist der Bürger noch sehr beschränkt, und