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A. Europa.
tcr dem alleinigen Schutze Englands, welches auch Besatzungen in
den Festungen unterhält. Die allgemeinen Angelegenheiten wer¬
den von einem Senat von 13 adeligen Mitgliedern, welcher auf
Corfú seinen Sitz hat, berathen; jede Insel hat bis jetzt noch ihre
eigne Verfassung.
Alle diese Inseln zusammengenommen enthalten auf etwa
47 □ M. 175,000 Einw., meistens Griechen, unter denen aber
viele Jtaliäner und Juden leben. Die Religion der Mehrzahl ist
die griechische; doch leben auch viel Katholiken in den Städten.
Die Sprache ist ein durch Beimischung vieler italiänischen Wörter
verdorbenes Griechisch. Der Boden ist fast durchaus gebirgig,
ohne Waldung, mit wenigen Bäumen und Quellen, fast überall
den Erdbeben ausgesetzt, dabei aber doch nicht unfruchtbar. Das
Klima ist sehr milde. Getreide und andre Nahrungsmittel reichen
kaum auf 3 — 4 Monate zu und müssen aus andern Ländern her¬
beigeschafft werden; dagegen sind diese Inseln überaus reich an
Oliven und Wein, letzterer vorzüglich von der Art, welche man
uva passa nennt und die Korinthen liefert. Dies sind bei weitem
die Hauptproducte und die Hauptquellen des Wohlstandes für die
Einwohner. Außerdem werden noch schönes Obst, Südfrüchte
und Baumwolle gewonnen. Die ärmeren Einwohner gehen jähr¬
lich nach Morea und Griechenland und helfen dort bei der Erndte;
Fischerei und Seefahrt beschäftigen ebenfalls viele Hände. Handel
und Betriebsamkeit haben in der neuesten Zeit sehr zugenommen;
wie denn überhaupt erst durch den häufigern Verkehr mit Fran¬
zosen und Engländern hier europäische Cultur einheimisch ge¬
worden.
Die einzelnen Inseln sind:
1. Corfú, ehemals Korkyra (S. 409.), enthält auf
10 □ M. 48090 Einw. Sie hat reichliche Salinen, auch hat
man Spuren von Steinkohlen und Schwefel gefunden. Der
Hauptort Corfú, an der Oftküste, ist der Mittelpunkt der Regie¬
rung, der Sitz eines griechischen Erzbischofs und eines katholischen
Bischofs und zählt an 16000 Einw. Die Stadr ist stark befestigt
und noch durch 2 Forts geschützt und hat einen geräumigen sehr
sichern Hafen. Seit 1824 ist hier eine griechische Universität er¬
richtet worden, welche 2 bis 309 Studenten zählt. Eine halbe
Stunde südlich von der Stadt glaubt man Spuren der alten Stadt
Chrvsopolis zu finden, deren Hafen gänzlich verschlämmt ist. —
Zu Corfú gehören noch 7 kleine Inseln.
2. Paxo, im Alterthum Papos, mit 4000 Einw. auf
11¡2 HO M., 4 M. südlich von Corfú. Sie hat beinahe keine an¬
dern Bäume, als Olivenbäume; diese machen ihren einzigen
Reichthum aus. Es soll hier durchaus keine giftigen und gefähr¬