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A. Europa.
ßen), die Lausitz und bedeutende Theile des jetzigen Sachsen. Mit
ihrem Aussterben im 14ten Jahrhundert erlosch der Glanz dieses
neuen Staates, viele Provinzen wurden von den Nachbarn an
sich gerissen, und wilde Fehden zerrütteten das Innere. So blieb
der Zustand der Mark Brandenburg unter den Fürsten aus dem
Vaierischen und Luxemburgischen Hause, bis endlich das noch jetzt
herrschende Haus Hohenzollern den Frieden und die Ordnung wie¬
der herstellte. Der luxemburgische Kaiser Sigismund war dem
Burggrafen von Nürnberg Friedrich VI. bedeutende Summen
schuldig und überließ ihm endlich 1415 die Mark Brandenburg,
nebst der Kurwürde, gegen eine Schuldforderung von 400,000
Goldgülden (etwa Ducaten, eine für die damalige Zeit und den
traurigen Zustand der Mark nicht unbedeutende Summe). Die
feierliche Belehnung geschah auf dem berühmten Concilio zu Cost-
nitz. Das Haus Zollern oder Hohenzollern stammt von dem Berg¬
schlosse dieses Namens in Schwaben her; der älteste bekannte
Stammherr des Geschlechts ist Graf Thassilo, welcher um das
Jahr 800 starb. Seine Nachkommen theilten sich in zwei Linien:
von der einen stammen die jetzigen Fürsten von Hohenzollern, von
der andern das königliche Haus in Preußen. Diese jetzt preußische
Linie hatte im Mittelalter große Besitzungen in Franken, Anspach
und Baireuth, auch das erbliche Burggrafthum Nürnberg erwor¬
ben, als es mit Friedrich, nun Friedrich I., zur Kurwürde in
Brandenburg erhoben wurde. Wenige fürstliche Häuser mögen
sich einer solchen Reihe löblicher, theils selbst ausgezeichneter Re¬
genten rühmen, als das hohenzollernsche. Die Nachfolger Frie¬
drichs waren unablässig bemüht, die Fehden im Innern zu däm¬
pfen und den gesunkenen Wohlstand des Landes zu heben; auch er¬
warben sie die Neumark und Theile der Lausitz wieder; die fränki¬
schen Länder aber fielen, bei mehreren Erbtheilungen, einer Seiten¬
linie zu, welche erst 1791 erlosch. Unter Joachim 1., einem die
Wissenschaften liebenden Fürsten, ward die Universität Frank¬
furt a. d. Oder 1506 gestiftet, und sein Sohn Joachim II. führte
1536 die Reformation ein. Unter Johann Sigismund fielen dem
Staate 2 bedeutende Länder zu: das damalige Herzogthum Preu¬
ßen (Ostpreußen) 1618 nach Absterben des letzten blödsinnigen Her¬
zogs, über welchen Brandenburg schon längst die Vormundschaft
geführt hatte, und die Hälfte der Jülich-Cleveschen Länder, nach
dem 1609 erfolgten Aussterben der dortigen Herzoge, nemlich
Cleve und die Grafschaften Mark und Ravensberg. Unter sei¬
nem Nachfolger, dem schwächsten allerRegenten aus diesem Hause,
Georg Wilhelm, litt das Land außerordentlich währenddes 30jäh-
rigen Krieges, erholte sich aber schnell unter der langen und höchst
kraftvollen Regierung des großen Kürfürsten Friedrich Wilhelm,
1640 — 1688. Er vergrößerte seine Staaten beim westphälischen
Frieden durch den größten Theil von Hinterpommern (die Schwe-