Full text: Lesebuch in Lebensbildern für Schulen (3)

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heraus und fing an sehr eifrig zu schreiben. Die Herren ließen ihn 
schreiben und spielten fort; endlich aber fragte ihn der Kanzler doch, 
was er schreibe? Locke antwortete: Mylord, ich bemühe mich, aus 
dem Umgang mit Ihnen so viel Nutzen zu ziehen, als ich vermag. 
Ich habe mich lange darnach gesehnt, in diese Gesellschaft der weisesten 
und geistreichsten Männer unserer Zeit zu kommen, und da mir nun 
endlich dieses Glück geworden ist, so meine ich nichts Besseres thun 
zu können, als ihre Unterredung aufzuschreiben; und wenn Sie erlau¬ 
ben, will ich jetzt vorlesen, was ich geschrieben habe. Er las darauf 
Einiges von dem her, was sie bei ihrem Spiel gesprochen hatten. 
Da schämten sich die Herren und wählten eine würdigere Art der 
Unterhaltung. 
243. Alexander des Großen Vermachtniß. 
Als Alexander starb, verordnet' er, daß man die Hand ihm aus 
dem Sarg ließ hangen; damit die Menschen alle, die vorher in seines 
Reichthums Füll' ihn sahen prangen, nun sehen möchten, daß mit 
Händen leer er sei des allgemeinen Wegs gegangen, und daß er von 
den Schätzen allen habe Nichts, als die leere Hand, gebracht zum 
Grabe. Nücke rt. 
246. Franklin. 
Benjamin Franklin, dessen wir schon früher gedachten, wurde von 
seinem Vater, einem Seifensieder, anfänglich für den geistlichen Stand 
bestimmt. 
Er schickte ihn daher in seinem 8ten Jahre auf die Stadtschule 
zu Boston, wo er sich durch seine Lernbegierde vor allen seinen Mit¬ 
schülern auszeichnete. 
Schon sollte er in die dritte Klasse versetzt werden, als der Va¬ 
ter sein Vorhaben, ihn ftudiren zu lassen, änderte. 
Er wurde daher in eine Privatschule gegeben, wo er gut schrei¬ 
ben lernte, aber keinen Geschmack am Rechnen fand. Im zehnten 
Jahre nahm ihn der Vater aus der Schule, damit er ihm in seinen 
eigenen Geschäften an die Hand gehen sollte. Hierzu hatte der Knabe 
aber durchaus keine Luft, dagegen eine desto größere Begierde zum 
Lesen und Lernen. 
Alles Geld, was er aufbringen konnte, wurde an Bücher gewen¬ 
det, und diese Neigung zur Gelehrsamkeit brachte den Vater zu dem 
Entschlüsse, rhn einen Buchdrucker werden zu lassen. 
Die Umstände waren dazu günstig. Der ältere Bruder Frank¬ 
lins hatte sich als Buchdrucker in Boston niedergelassen. Bei diesem 
kam er in seinem zwölften Jahre in die Lehre. Hier fand er mehr 
Gelegenheit zum Lesen, und alle Zeit, die er übrig hatte, wurde dazu 
angewendet. 
Er hatte einen Arbeitsgehilfen, Namens Collins, der ebenfalls 
das Lesen liebte.
	        
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