Full text: Lesebuch in Lebensbildern für Schulen (3)

247 
so weit reicht das eigentliche deutsche Land. Es ist etwa 180 Meilen 
lang, 140 Meilen breit und begreift einen Raum von 11,600 Q.-Mei- 
len', auf welchen ohngefähr 40 Millionen Menschen wohnen. Dem¬ 
nach nährt es durchschnittlich auf jeder Quadratmeile 3,500 Menschen. 
Deutschland nimmt etwa den 14ten Theil Europas ein. Nur Ru߬ 
land und Schweden mit Norwegen ftui) größer; alle übrigen Länder 
Europas dagegen kleiner. In dieser Ausdehnung gehört Deutsch¬ 
land zu den schönsten Ländern, welche die Sonne begrüßet in ihrem 
ewigen Laufe. Im Norden wird es bespült von der Nord- und 
Ostsee, und es "zieht sich an der Küste dieser Meere eine ungeheure 
Ebene hin, die so niedrig liegt, daß sie zum Theil durch Dämme ge¬ 
gen tue Fluthen des Meeres geschützt werden muß. Dagegen erhebt 
es sich nach Süden immer mehr und mehr, bis es sich endlich an 
die himmelhohen Alpen, deren höhere Spitzen mit ewigem Schnee und 
Eise bedeckt sind, anreiht. So ist Deutschland von der Natur als ein 
Ober- und Nicderland, als ein Süd- und Norddeutschland 
ausgeprägt. Die auf den Bergen wohnten, sahen das Licht höherer Bil¬ 
dung und Gesittung zuerst und verkündigten es denen, die in der 
Ebene wohnten. Ja, Deutschlands Lebest strömte von den Bergen, 
wo seine Eichen, das schöne, bedeutsame Sinnbild seiner eigenen und 
innigen Kraft, wachsen. Darum stellen sie auch jetzt das hohe Her¬ 
mannsbild aus die Höhe des Teutoburger Waldes, daß die Enkel dessen 
stets eingedenk bleiben, von wo der Ruf der Freiheit erscholl und wo 
das Kleinod deutscher Selbstständigkeit und Unabhängigkeit errungen 
wurde im Kampfe mit Roms allgewaltiger Macht. Wie hell mögen 
wohl damals die Feuerzeichen aufgelodert haben auf den Berggipfeln 
Westphalens, Thüringens und Hessens, längs dem Rhein und Main, 
der Ems und Weser! 
Deutschland hat ein gemäßigtes gesundes, in Hinsicht der Wärme¬ 
verbreitung sehr gleichförmiges Klima und kennt nicht die sengende 
Hitze der Südländer und nicht die empfindliche Kälte des Nordens. 
Am angenehmsten wohnt man in Mitteldeutschland, besonders an den 
südlichen Abdachungen an dem Rhein und der Donau hin. Im Süden 
und Süd-Osten ist es durch die hohen Gebirge etwas rauher. — 
Das Innere der Erde verbirgt noch große Schätze, und auch an 
Gesundbrunnen fehlt es in Deutschland nicht. Der Boden ist fast 
durchgängig fruchtbar und bringt bei dem Fleiße seiner Bewohner mehr, 
als dieselben bedürfen. Besonders erzeugt er einen Ueberfluß an allen 
Getreidearten, an Obst, Garten- und Hülsenfrüchten und im Süden 
und Westen an Wein. Die Weine vom Rhein, Main, Neckar, von 
der Mosel und dem Bodensee sind berühmt. 
II. 
Das alte Germanien war mit Waldungen ganz bedeckt; die 
Mitte von Dentschland zeigt noch jetzt bedeutende Spuren davon. 
Holz wird hier und da ausgefahren, und wo es mangelt, helfen die 
reichen Stein- und Braunkohlengruben und die Torflager aus. Vieh¬ 
zucht wird besonders getrieben im Süden und im Norden, in den Al-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.