Gottfried Kinkel. 7
83. Und hast du heut' gefehlet, 4. Nun stehn im Himmelskreise
O, schaue nicht zurück! Die Stern' in Majestät;
Empfinde dich beseelet In gleichem, festem Gleise
Von freier Gnade Glück! Der goldne Wagen geht;
Auch des Verirrten denket Und gleich den Sternen lenket
Der Hirt auf hoher Wacht: Er deinen Pfad durch Nacht:
Wirf ab, Herz, was dich kränket, Wirf ab, Herz, was dich kränket,
Und was dir bange macht! Und was dir bange macht!
526. Nacht in Bom.
1. Ringsum auf allen Plätzen 3. Nur wundersam noch rauschen
Schläft unbewegt die Nacht; Die Brunnen nah und fern;
Am blauen Himmel wandelt Die halten wach die Seele,
Der Mond in voller Pracht. Die selbst entschliefe gern.
2. So totenstill sind beide, 4. Die spülen aus dem Herzen
Das alt' und neue Rom, Leise das alte Leid;
Und selbst ihr Riesenwächter Im blauen Mondlicht dämmert
Nickt ein, Sankt Peters Dom. Weit fort die alte Zeit.
527. Sonntagsstilse.
1. Laß sinken mich in dein Erbarmen,
O Herr, so mild noch im Gericht!
Verstießest du doch uns, die Armen,
Ganz aus dem Paradiese nicht.
Wohl galt's, die Jugendheimat meiden
Und sich mit Knechtesarbeit mühn;
Doch ließest du in bangen Leiden
Am Sabbat uns noch Eden blühn.
2. Wie in des ersten Tages Glanze,
Geboren aus dem Schoß des Nichts,
Die Erde hold im Jugendkranze
Sich sonnte in dem Strahl des Lichts;
Wie sie sein Auge da beglückte
Und alles war vollkommen gut,
So schön, daß es dich selbst entzückte,
Denn ach! noch floß nicht Abels Blut:
3. So hastete von jener Wonne
Ein Abglanz noch auf diesem Tag;
Stillfriedlich in der Abendsonne
Liegt noch die Flur, wie dort sie lag;
Der Berge altersgrauer Rücken
Borgt von dem Abendsonnengold
Ein trunken Rot, um sich zu schmücken
Mit Jugendblüte frisch und hold.
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