Full text: Lesebuch in Lebensbildern für Schulen (3)

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§ 5. Von Mitleiden überwältigt, biegt sich unser F. über den 
Flehenden hin und reicht ihm, seine eigene Qual vergessend, die 
volle Flasche. 
§ 6 Aber in demselben Augenblicke feuert der heimtückische 
Schwede, um zum letzten Male seinen Volkshass gegen die Dänen 
zu befriedigen, ein Pistol auf den milden Geber ab. 
§ 7. Doch Gott, der Herr, ist dessen Schild, der Schuss geht fehl. 
§ 8. Ruhig ergriff F. die Flasche, trank sie halb aus und 
reichte sie dann dem waffenlos Sterbenden mit den Worten: „Nun 
erhältst du nur die Hälfte.“ w. Stern. 
80. Lebensworte. 
1) Zu dem vollen Rosenbaume 
Sprach der nahe Leichenstein: 
„Ist es recht, in meinem Raume 
Gross zu thun und zu verhüllen 
Meiner Sprüche goldnen Schein, 
Die allein mit Trost erfüllen?“ 
2) „Auch aus Grüften “ sogt die Blüthe, 
„Ruft mich Gottes Macht und Güte, 
Heller noch, denn todte Schriften 
Sein Gedächtniss hier zu stiften. 
Und ich blühe tröstend fort, 
Ein lebendig Gotteswort.“ 
A. E. Fröhlich. 
81. Der Negerknabe ln der Sahara. 
An des breiten Niger Wogen 
Spielt’ ich sorglos ohne Harm; 
Aber plötzlich hergezogen 
Kam ein wilder Räuber schwärm. 
Flammend sank die Hütte nieder, 
Blutend lag der Vater da, 
Meine Mutier, meine Brüder 
Nimmermehr ich wiedersah. — 
Muss die Heerde einsam weiden, 
Wo ich fremd gefangen bin; 
Langsam zieh'n in gleichen Leiden 
Mit mir Tag und Jahre hin. 
Trauernd blick' ich nach dem Süden, 
Nach der weilen Wüste Rand, 
Ach, auf immerdar geschieden 
Vom geliebten Vaterland. 
Vol kmar.
	        
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