Full text: Deutsches Lesebuch (Theil 2)

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bauten Dörfer und Städte, trieben Viehzucht, und soweit es 
der Gebirgsboden zuließ, auch Ackerbau. Durch diesen un- 
crmüdeten Fleiß, durch ihre einfache Lebensweise gelangten 
sie zum Wohlstände, besonders zu den Zeiten der Kreuzzüge, 
weil damals auch ein Theil der durch den neubelebten Han¬ 
del veranlaßten Waarenzüge von Italien durch ihr Land 
nach Deutschland ging, und wiederum Waffen und Lebensmit¬ 
tel durch ihre Pässe nach Italien gefördert wurden. So blüh¬ 
ten die Städte Zürich, Basel, Solothurn und Bern auf, und 
die Einwohner derselben gaben an Bildung und Reichthum 
den Bewohnern der deutschen Städte nichts nach. Außer den 
Städten hatten sich hier viele Ritter und Adlige angesiedelt, 
von denen mehrere zu großen Besitzungen gelangten; gewöhn¬ 
lich lebten sie aber mit den Städtern, deren Reichthum sie 
beneideten, in Krieg; die Städte aber schloffen Bündnisse mit 
einander und widerstanden dem Adel. Vor allen war das 
Haus Habsburg angesehen in der Schweiz; es besaß viele 
und große Ländereien in diesem Lande, namentlich in der 
Gegend der sogenannten Waldstädte: Schwiz, Uri und Un¬ 
terwalden. Die Schweiz war von jeher frei gewesen, und 
und hatte keinem Herrn zugehört; jede Landsgemeinde schlich¬ 
tete ihre Streitigkeiten selbst, und erwählte sich dazu aus ih¬ 
rer Mitte einen Landamman, der linter ihnen wohnte, und 
die alten Rechte und Gesetze aufrecht erhielt. 
Die deutschen Kaiser hatten nur die Oberlehnsherrschaft 
behalten, und ernannten aus dem schweizerischen Adel kaiser¬ 
liche Vögte, die auf Erhaltung der kaiserlichen Rechte sehen 
mußten; doch kauften manche Städte den Kaisern diese 
Rechte ab, und wurden dadurch immer freier und unabhän¬ 
giger. Als nun Rudolph von Habsburg, der mächtigste Herr 
in der Schweiz, Kaiser von Deutschland ward, übte er als 
solcher diese Rechte wieder strenger aus, doch erlaubte er sich 
keine Gewaltthätigkeiten. Dieß geschah aber durch seinen Sohn 
Albrecht!, nachdem derselbe deutscher Kaiser geworden war. 
Er ließ nämlich den oben angeführten drei Waldstädten den 
Antrag machen, sie mögten sich, da sie ringsumher von seinen 
Besitzungen umgeben wären, dem Haust Habsburg unterwer¬ 
fen, wogegen sie an ihm einen gnädigeil Kaiser finden sollten. 
Die Städte lehnten dieß ab, weil sie dadurch für immer 
nicht mehr zu Deutschland, sondern zu Oestreich gehören 
würden; sie wollten aber nur den jedesmaligen Kaiser als ih¬ 
ren Ocherherrn anerkennen. Nun mißbrauchte Albrecht stille
	        
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