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3. Die Mutter sieht erblassen, sinken
Ihr letztes, traurig, blutlos, bietet)
Die Wange, Helle Tränen blinken
Darauf, allein dem Leben gleich!
b Kein Lüftchen regt des Hauptes Haare,
Es streckt der Puls der Adern Macht,
Sie steht, umringt von Bahr' an Bahre,
Ein Fels der Leib, das Auge Nacht!
f 4. So stehst du noch, duWeib derSchmerzen!
10 Ein Fels, nur deine Träne rinnt!
Ob Stein du wurdest bis zum Herzen,
Du trauerst, weinst um Kind und Kind!
O Niobe, du Weib der Schmerzen,
Du Fels, der keiner Zeit erliegt,
fb Ich trage dich im öden Herzen:
Mein Quell der Hoffnung ist versiegt!
5. Wenn Hoffnung, süß wie Kinderlallen
Dem Schmerze reicht die weiche Hand,
So fühlt er sanft die Träne fallen,
Die schwer dem Auge sich entwand.
Dann ahnt das Herz: »Es wird sich lösen
Dein Weh, wie Reif im Sonnenschein,
Du wirst zu neuem Mut genesen,
Und Frühling wird es wieder sein!"
6. Nur wenn die letzte Hoffnung schwindet,
Wenn, Niobe, dein letztes Kind
Sich sterbend dem Gewand entwindet.
Dann quillt die Träne, strömt und rinnt,
Und blutlos, bleich wie deine Wangen
Erstarrt zu Stein und Fels das Herz!
Ja, ist die Hoffnung heimgegangen,
Dann wird zur Niobe der Schmerz.
Druck der Engelhard-Reyhersthm Hofbuchdruckerri tu Doch«.