Full text: Größeres Handbuch für Schüler zum Gebrauche bei dem Unterrichte in Bürgerschulen und höheren Unterrichtsanstalten

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ganzen Wortes; — gg) Epistel: Poetischer Brief, dessen Inhalt 
durch lebhafte Anschaulichkeit der ganzen Menschheit angeht. 
i) Die Parodie ist eine Nachahmung eines andern Gedichtes 
in der Form mit möglichster Beibehaltung des Versmaßes, aber mit 
Unterlegung eines andern, komischen oder satirischen Inhaltes (Mahl¬ 
mann); g) die Travestie stellt einen, von einem Andern ernst¬ 
haft behandelten Stoff komisch und lächerlich dar (Blumauer); — 
h) die Idylle kann allen drei Dichtungsarten angehören; sie schildert 
gewisse menschliche Lebensverhaltnisse und die Personen in der höchsten 
Einfachheit und Harmlosigkeit (Leben der Hirten, Jäger rc.); Geßner. 
Voß. 
II. Das Wichtigste bis zum Feitatter der neuhoch¬ 
deutschen Dichter. 
Am ältesten sind der gothische, nieder- und hochdeutsche 
Sprachzweig. Eines der ältesten deutschen Sprachdenkmale ist die 
Bibelübersetzung des westgoth. Bischofs U lfi l a s (ff 388). Karl 
d. Gr. beförderte die Ausbildung der deutschen Sprache und Literatur 
und soll die alten Bardenlieder gesammelt haben.- Die althoch¬ 
deutsche Mundart wurde vorherrschend; es entstand ein geregeltes Vers¬ 
maß erst mit Alliteration (gleiche Anfangsbuchstaben an der Spitze ober 
an anderen Stellen der VerSzeilen», alsdann mit Reimen. Die Volks- 
poefie wurde durch fahrende Sänger gepflegt; nach und nach hob 
sich die geistliche Poesie und selbst alte Volssagen wurden von 
Geistlichen in der latein. Sprache behandelt. 880 das gereimte Lud- 
w igslied, Siegeslied über die Normannen.— Die Entwickelung des 
Ritterthums bewirkte den Uebergang der Poesie von den Geistlichen auf 
die Laien, namentlich auf die Ritter, welche ihre Kämpfe besangen. 
In dieser Zeit bildete sich die mittelhochdeutsche Mundart und die 
Hofpoesie aus. 1170 das Rolandslied aus der fränkischen Karls¬ 
sage, 1210 das "Ni b e l u n g en lieb, die deutsche Iliade, etwas später 
Gudrun, ein nordisch-sächs. Sagenkreis, die deutsche Odyssee genannt. 
Vom 12. —14. Jahrh, das Zeitalter der Minnesänger. Es entstan¬ 
den Sängerschulen, poetische Wettkämpfe, unter ihnen der fabelhafte 
„Krieg auf der Wartburg" 1207. — Der epische Dichter Wolfram v. 
Eschenbach (ff 1228?.), der Lyriker Heinr. v. Ofterdingen, der 
Minnesänger Walther v. d. Vogelweide, Gottfr. v. Stra߬ 
burg. — 1213—1218 entstand in Prosa der Sachsen- und etwas 
später der S ch w a b e n sp i e g e l, erste Sammlung eines Landrechts. 
Im 15. und 16. Jahrh, wurde die Poesie zunftmäßig betrieben 
und dadurch verflacht. Es entstanden M ei ste rsä n g e r sch u len in 
Nürnberg ibis ins 18. Jahrh.), Straßburg, Mainz, Augsburg. Die 
ritterliche Poesie gerieth in Verfall. Die didaktische Poesie und 
die Satire bildeten sich besonders aus. Tyll Eulen spiegel 
(ein Possenreißer in Niedersachsen, ff 1350(?) zu Mölln bei Lübeck), 
Reineke der Fuchs 1498, ein satirisches Thierepos aus den Ele-
	        
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