Full text: Das Lesebuch für Schul- und Hausunterricht

IX 
schreiben, und das geht denn doch nicht wohl; war 
auch für sie selbst wahrscheinlich vergeblich. 
An dem Stumpfsinn scheitern selbst die eifrigsten 
Bemühungen und die kräftigsten Mittel; aber den 
guten Köpfen muß man Ansichten verschaffen und 
Aussichten öffnen, daß sie ahnden lernen, wie es Ln 
Welt und Leben, in Natur und Menschen aussieht, 
wie viel es zu thun und zu lernen gibt, daß ihr 
Sinn, ihr Nachdenken aufgeregt, erweckt und ent¬ 
wickelt werde; es klingt hier, cs klingt da eine Saite 
an; vielleicht, daß es zu seiner Zeit ein volles wohl¬ 
klingendes Saitenspiel wird. — Einzelnheitcn, 
Mannichfalrigkeiten, Verschiedenheiten in der Ein¬ 
heit, — Eins in dem Andern — bedarf cs, um 
anzuregen. Nur muß das Bedürfniß nicht zu 
dürftig befriedigt werden; denn über der schmalen 
und allzukarglichen Kost möchte Mancher, wo nicht 
grade die Eßlust, doch den Wohlfchmack verlieren. 
Es ist nicht genug, dürre Holzzwcige vorzulegen. — 
Alles trocken, kurz, abgeschnappt, schmacklos. — 
Laßt uns lieber einige lebendige Zweige mit frischen 
Blättern und Blüthen geben, zum Beschauen und 
zum Genießen. — 
Gewiß schätze ich recht hoch, was Andre vor 
mir, hinsichtlich dessen, was hier in Frage steht, mit 
treuem Fleiß, mit achtbarer Einsicht, und noch acht¬ 
barerer Liebe, für unsre Jugend (nicht mehr Kin¬ 
der) gedacht, gearbeitet und gewollt haben, aber 
grade von . ihnen fürcht ich weder hier, noch überall
	        
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