Full text: Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen

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auf den öden, weiten Eisfeldern des Todes. Er glaubte wie¬ 
der an die Würde des Menschen, — an sein Mitgefühl, an sein 
Vermögen, Großes, Edles, Heiliges zu wollen — und an ei¬ 
nen Gott, der ihm diesen höhern Trieb eingepflanzt hat und 
jede seiner guten Thaten belohnen wird. 
In diesen frommen und frohen Gedanken versenkt, kam er 
zurück in seinen Gasthof. Er sah nochmal im Geiste den er¬ 
starrten Juden vorbeifahren und die christliche Schwester zu 
seinen Füßen sitzen, unverwandten Blickes auf ihn sehend, wie 
auf ihren Pflegesohn, den ihr Gott gesandt; und eine Thräne 
wehmuthsvoller Freude trat in sein Auge und er rief aus: 
„Das ist der Triumph der Religion!" — 
112. Die fieben heiligen Sakramente. 
Sieben Himmelspalmen pflanzte 
Gott dem Menschen auf die Erde, 
Daß ihm Ruh' in ihrem Schatten, 
Speise von den Früchten werde. 
Sieben Sonnen hieß er scheinen 
In die Erdennacht, die öde. 
Daß die finstre Macht der Kälte 
Nicht den blinden Wand'rer todte. 
Sieben Quellen hieß er springen 
In der Wüste aus dem Sande, 
Daß der Wand'rer nicht ver¬ 
schmachte 
.In des Durstes heißem Brande. 
Sieben Kreuz' er aufgerichtet, 
Stationen, um zu rasten. 
Wenn der Erde Kreuz und Leiden 
Scharfen Druckes ihn belasten. 
Sieben Engel hat der Milde 
Als Geleiter uns gegeben. 
Uns zu stärken, uns zu führen 
Durch den Tod zum ew'gen Leben; 
Sieben Flügel uns verliehen. 
Die mit mächtig starkem Zuge 
Uns zur lichten Sonne tragen. 
Wenn der Staub uns hemmt im 
Fluge. 
Siebenfach sei drum gepriesen. 
Der die Gnaden uns ertheilet. 
Der mit sieben Sakramenten 
Heiligend die Sünder heilet. 
Schon im zarten Mutterarme 
Naht dem KindleinHimmelsgnade, 
Mild verzeihend, neu es weihend. 
In der Taufe heil'gem Bade. 
Himmelskraft zum Erdenkampfe, 
Helm und Schild zu seiner Schir¬ 
mung 
Reicht die Fülle dann des Geistes 
Dem Erstarkten in der Firmung. 
Wenn er strauchelt,wenn er stürzet 
Bon dem Feinde überwunden. 
Heilt der Heiland in der Buße 
Seines Herzens tiefste Wunden; 
Naht erbarmend seiner Hütte, 
Wenn ihn Durst und Hunger 
quälen. 
Um, als Speise selbst ihn speisend, 
Gott und Menschheitzu vermählen. 
Daß er deines Reiches walte. 
Das Verliehene verleihe. 
Machst du ihn zu deinem Priester 
Durch die heil'ge Kraft der Weihe.
	        
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