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Augenblicke in peinlicher Unentschlossenheit, die verzweiflungs-
vollsten Blicke auf die seltsame Gruppe gerichtet. Da ertönte
das einförmige Bum, Bum der wohlbekannten Trommel, und
die Pfeife des Führers. Kaum hatte der Bär das gehört, so
erhob er sich, entzog sich behutsam den Armen der Kinder, warf
einen trüben Blick im Kreise umher, und kroch dann, seine
Kette sich nachschleppend, gesenkten Hauptes zur Thür hinaus,
um sein schweres Tagwerk zu vollenden.
32 Der Teppich.
Franziska war ein liebes, freundliches Kind, und es fehlte
ihr nur eine Tugend, um ganz die Freude ihrer Eltern zu
sein, — nämlich die Geduld.
Wenn sie etwas lernen sollte, und es ging nicht sogleich
alles nach ihrem Köpfchen, so wurde sic verdrießlich, warf die
Arbeit von sich und rief: Ach, das lerne ich in meinem Leben nicht!
Wenn sie in den Garten ging, wo die Obstbäume standen,
so klagte sie: Ach, es dauert doch gar zu lange, bis die Aepfel
und Birnen reif werden, ich kann es gar nicht erwarten! Und
oft nahm sie wohl gar eine Stange, schlug das unreife Obst
ab, verzehrte davon und wurde krank.
Wenn sie Garn wickeln sollte und die Fäden ein wenig ver¬
worren waren, so zerrte sie das Garn ungeduldig so lange Pin
und her, bis es erst recht unter einander gerietst und sie die
Mutter zu Hülfe rufen mußte, um damit zurecht zu kommen.
So ging es ihr in allen Stücken, und die Mutter machte
sich über diesen Fehler Franziska's viele Sorgen.
Eines Tages brachte sie ihr ein Stickmuster, und sagte:
Franziska, in vierzehn Tagen ist des Vaters Namenstag, sticke
ihm einen kleinen Teppich nach diesem Muster. Gewiß wird
sich der Vater sehr darüber freuen.
Franziska zeigte sich sehr bereitwillig, und fing die Arbeit
an. Weil sie aber nur langsam damit vorrückte, verlor sie,
wie gewöhnlich, gleich am ersten Tage die Geduld, und wollte
die Arbeit liegen lassen. Da nahm die Mutter sie bei der
Hand, und führte sie zu einem Uhrmacher. Hier lagen auf
einem Tische eine Menge kleiner Näder und Schrauben und
Federn und dergleichen mehr.