138 Natur - Schilderungen.
Erzürnend schaun sie um sich her, bereit
Mir einem Sprung das zart geflochtne Netz
Zu brechen Doch der Mägdlein holder Blick
Besiegt den Ernst der drohenden Gewalt —
So steht der Knab in Fesseln, lächelnd schaut
Sein Aug im Kreis umher, sein Finger spielt
Im Kettgew.rr; ein Rmgeltanz beginnt. —
Mit heißer Sehnsucht schauet auf zur Höh
Des vollen Apfelbaums, der Ijnder Schaar
Wo gelb und roth die runde Frucht den Zweig
Herniederbeugt. — Das klein? Häuflein streckt
Die Händchen ihm entgegen nicht umsonst!
Der goldne Pepping löset sich von selbst
Und sinkt, umjauchzt vom fröhlichen Gcwübt,
JnS weiche Moos. Bald faßt ein starker Arm
Den Ast, und gleich den Schlossen im April,
Enstürzt dem Baum die süße Last, begrüßt
Vom lauten Jubelschrei der jungen Welt,
Der hurtig Mund und Hand und Körbe füllt. —
Wi? bist du doch so freundlich, o Natur!
Für dich verlangst du nur den kleinen Kern,
Ihm knüpfest du der Schöpfung Leben an,
Bewahrst in ihm der Zukunft Gab und Keim»
Das zarte Fleisch, das saftig ihn umguillt,
Bestimmtest du, die Menschen zu erfreun,
Und schmückst es aus mit Farbe, Duft und Schmelz.
Wie Milch und Blut, der Jünglingswange Bild,
Umhaucht von zartem Flaum, erglänzt am Ast,
Den seine Schwere beugt, des Pfirsichs Rund
Und Wohlgestalt, voll Saft. Gewürz und Duft;
Die Arm' ausbreitend steht der Birnbaum da,
Und beut die Frucht, geschweift und zierlich rund
Wie Hebe's Kann', aus der sie Götter tränkt. —
Die eine glänzt wie Bernstein, andre streift
Der Farben bunt Gemisch und Spiel, wie wenn
Des Bübchens schlanken Leib, der Mutter Lust,
Das erste Schweizerjackchcn ziert. Er steht,
Und schaut sich an. der kleinen Finger Spiel
Verbirgt der Laschen längst ersehnter Raum.
Vom