Object: Neuer christlicher Kinderfreund

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der Adventszeit mahnen alle hieran, indem fie Hinweisen 
aus die erste und letzte Zukunft des Herrn, und den Mann, 
der daS Geschäft harte, seinem kommenden Herrn den Weg 
zu bereiten. Man hat ein altes Reimlein, welches die Ad- 
ventögedanken, wenn auch in veralteter Sprache, doch gar 
trefflich darstellt. Es lautet so: «In Kirchen wird gelehrt 
von dreierlei Adventen; erst nach Jerusalem zum Leiden und 
zur Pein; drauf in des Menschen Herz durch Wort und 
Sacramente, und letztens, wenn der Tag wird zum Ge¬ 
richteseln. Der erste ist vorbei, der letzte noch zu hoffen; 
zum andern stehet Dir mein Herz, Herr Jesu, offen!» Wie 
der Advent nun eine Vorfeier des WeihnachlsfefteS bildet, 
so hält die Kirche in der darauf folgenden Zeit biö zu den 
Fasten gleichsam eine Nachfeier desselben. Die von ihr ver¬ 
ordneten Texte lassen vor unseren Augen daS uns geborne 
Kind gleichsam wachsen; sie erinnern unS an die Tage sei¬ 
ner Kindheit, seine Beschneidung, seine Darstellung im Tem¬ 
pel, seine Flucht nach Egypten, und das am 6ten Januar 
eintretende Epiphanias fe ft, welches seit den ältesten Zei¬ 
ten der christlichen Kirche, und früher, als daS WeihnachtS- 
fest, gefeiert wurde, soll die Offenbarung des gebornen Hei¬ 
landes verherrlichen. Denn Epiphania, ein griechisches 
Wort, heißt zu deutsch Offenbarung oder Erscheinung. Nach 
diesem Feste werden mehrere Sonntage benannt, deren Zahl 
nicht immer gleich, und bald größer, bald geringer ist, ,'e 
nachdem Ostern früh oder spät fällt; die höchste Zahl dieser 
Sonntage ist jedoch sechs. Der Tert des EpiphaniasfefteS 
verkündet die erste und früheste Offenbarung des eben ge¬ 
bornen Jesuskindes, welche den Weisen auS dem Morgen¬ 
lande durch den Stern, den sie sahen, zu Theil wurde; 
die Terte der nachfolgenden Sonntage enthalten mehrere 
Züge auS dem Leben Christi, durch welche er sich als gött¬ 
licher Lehrer, als Freuden - und Trostbringer, als Arzt der 
Kranken, als Herr über die Natur, als langmüthiger und 
barmherziger Heiland, als Herr der Herrlichkeit offenbarte. 
Zwischen den Epiphanias- und den Fastensonntagen liegen 
noch die Sonntage Septuagesimä, Seragesimä und Esto- 
mihi, deren Terte, indem sie von dem göttlichen Beruf, der 
rechten Aufnahme deS Wortes Gottes handeln, und der Vor- 
hervcrkündigung der Leiden des Herrn, auf die neu begin¬ 
nende Festzeit vorbereiten sollen. 
Den Mittelpunkt dieses zweiten FestkreifeS bildet das 
Osterfest, dem vierzig Tage der Trauer vorangehen, und
	        
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