Kurze Uebersicht d. Geschichte d. europ. Völker. I2Z
Reichsversammlung, welche er 1521 nach Worms
am Rheine, berief. Luther wurde vor diese Ver¬
sammlung der Fürsten geladen, und obwohl ihn
seine Freunde von der Reise, dahin abriethen, ob¬
wohl sie ihn an Huß Schicksal erinnerten, so blieb
er doch fest in seinem Entschlüsse, öffentlich und
vor aller Welt die Wahrheit zu bekennen und zu
vertheidigen. Und wenn, sagte er seinen Freunden,
auch zwischen Wittenberg und Worms ein Feuer wäre,
das bis an den Himmel reichte, so würde ich dennoch
dahin ziehn. — Nachdem er den kaiserlichen Ge¬
leitsbrief empfangen hatte, in welchem man ihm ver¬
sprach, daß er weder des Lebens, noch der Freyheit
beraubt werden sollte, machte er sich auf den Weg.
Mit allgemeiner Liebe und Achtung wurde er in
jeder Stadt empfangen; aber auch noch oft ge¬
warnt und gebeten, nach Wittenberg zurück zu
kehren. Er selbst sah die Gefahren, die ihm bevor¬
standen; allein sein Gottvertrauen ließ ihn nicht
sinken; er blieb getrost, auf den Gott hoffend , zu
dessen Preise er auf dieser Reise das treffliche Lied:
Eine feste Burg ist unser Gott, dichtete. — Schon
war er den Thoren von Worms nahe, da sandte
noch einmal ein Freund zu ihm und ließ ihn bitten,
umzukehren, so lange es noch Zeit sey. Nein, er¬
wiederte Luther in seiner kräftigen Sprache, ich
werde einziehn in Worms, und wenn auch darinnen
so viele Teufel waren, als Ziegel auf den Dächern.
Den 1521 kam er in der Stadt an, und
schon am folgenden Tage sollte er verhört werden.
Alle.Straßen, durch welche sein Weg führte, wa¬
ren voller Menschen, welche den kühnen Mann sehest
wollten, -r- Jetzt trat er in den Saal, in welchem
fast alle deutsche Fürsten versammelt waren. Vor
ihm auf einer Tafel lagen seine Bücher, in denen
er Aberglauben und Menschensatzungen so wacker
bestritten hatte. Man fragte ihn, ob er sie für die
Seinigen erkenne. Er bejahete es, ohne sie einzeln
zu untersuchen. „Willst du widerrufen, was du