Full text: Kleines Lehrbuch der Erdbeschreibung und Geschichte (Theil 1)

236 Fünfter Abschnitt. 
Die fränkischen Könige legten im achten Jahr¬ 
hundert den ersten Grund zu der weltlichen Macht der 
Pabste. Pipin schenkte ihnen 755 einj Stück Landes, 
das er den Langobarden abgenommen hatte; Carl 
der Große, sein Sobn, bestätigte und vermehrte die 
Schenkung. — Im elften Jahrh, erweiterten sie ihr 
Gebiet durch die reichen Güter der Markgrasin Ma¬ 
thilde von Toscana; und noch mehr zur Zeit der 
Reformation, wo Ancona und Bologna rc. mit 
dem Kirchenstaate vereinigt wurden. — 1798 wurde 
auch Rom von den Franzosen erobert und dem Pabste 
entrissen, der erst 1814 zum Theil durch protestan¬ 
tische Fürsten wieder in den Besitz seiner weltlichen 
Macht kam. 
Die wichtigsten Städte in dem Kirchenstaate 
sind: Bologna, nach Rom die schönste und reichste 
St., an den Appenninen. Der P. Julius II ver¬ 
einigte 1513 die St. nebst dem dazu gehörenden Ge¬ 
biete mit seinen Staaten. Auch hier findet man ei¬ 
nen schiefen Thurm, den rZo F. hohen Garisenda- 
Thurm, der 7 F. von der senkrechten Linie ab¬ 
weicht. Die St. hat eine alte Universität, Fabri¬ 
ken, welche vorzüglich gezwirnte Seide liefern, und 
Handel. Die Banditen trieben noch in den neuesten 
Zeiten hier ihr Wesen so arg, daß noch 1806 mehr 
als 130 Menschen heimlich ermordet wurden. Fer¬ 
rara, die ehemalige Hauptstadt des gleichnamigen 
1597 mit dem Kirchenstaate vereinigten Herzogthums, 
ist groß, aber schlecht gebauet. Es liegt nahe an 
der Mündung des Po's. Ravenna, eine alte, früh 
berühmte und mächtige St., beweiset, daß auf der- 
Erde, namentlich an der Küste stete Veränderungen 
vorgehn. Ein Thurm, der sonst nahe am Strande 
stand, steht jetzt Stunde von demselben entfernt. 
Won Faenza hat die Fayence oder das unächte 
Porzellan den Namen. — Ancona, die ehemalige 
Hauptst. der gleichnamigen Mark, hat einen Hafen 
und bedeutenden Handel. Dieser war früher in den 
Handen der Juden, welche sich dadurch auszeichnen 
mußten, daß sie einen Streifen rothen Tuches am
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.