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Würfeln auf dem Altare spielten. Troß mancher Verbote dauerten sie bis ins
15.—16. Jahrhundert fort. Ebenso derb und sinnlos war das Efelsfesi, an wel¬
chem man einen prächtig geschmückten Esel in die Kirche führte, einen Lobgesang
auf denselben absang, und der Priester am Ende der Ceremonie dreimal wie ein
Esel schrie, worauf das Volk mit einem ähnlichen Geschrei antwortete. —
Zu Weihnacht liefen vermummte Personen mit Glocken umher, die den heiligen
Christ, Knecht Ruprecht, St. Martin oder Niklas vorstellten, die Kinder erschreckten
und beschenkten, und amWeihnachtsfeste führte man hierauf den heiligen Christ mit
Krone und Zepter, begleitet von Engeln, Aposteln und einigen bösen Geistern zu
den Kindern; worauf der Knecht Rupert diese verklagte, der heil. Christ sich darüber
erzürnte, bis er durch Fürbitte der Engel besänftigt, sie unter mancherlei Ermah¬
nungen beschenkte.
Zur Fastnachtszeit fanden in Städten und Dörfern Vermummungen aller Art,
mit Tanz und Gesang verbunden, statt, und in Leipzig pflegten dann junge, lustige
Bursche einen Pflug um die Stadt herumzuführen, um die Jungfrauen davor zu
spannen, welche sich aber oft mit Messer und andern Waffen dem entgegen setzten.
In Hoya hielten zu Pfingsten Männer in Weiberkleidung lächerliche Prozessio¬
nen, in Halberstadt wurde am Aschermittwoch Adam aus der Domkirche feierlich
ausgetrieben; an manchen Orten in Schlesien wurde das sogenannte Todaus¬
treiben gefeiert, wobei man zum Andenken des im 10. Jahrhundert abgeschafften
Heidenthums, wobei die Götzenbilder auf Stangen herumgetragen und ins Wasser
geworfen oder verbrannt wurden, ein von alten Lumpen zusammengesetztes Götzen¬
bild nebst grünen Tannenzweigen mit Gesang durch die Straßen trug und hernach
ins Feuer warf; auch die Johannisfeuer, welche junge Leute in manchen Gegenden
Deutschlands im nördlichen, wie im südlichen (Böhmen rc.), ain Johannisabende
anzuzünden und dabei herum-- und hindurch zu springen pflegen, scheinen noch ein
Ueberbleibsel aus dem heidnischen Alterthume zu sein, wie das noch jetzt, besonders
in katholischen Ländern, gebräuchliche Carneval aus dem Mittelalter stammt. Dem
heiligen Martin zu Ehren wurde am Martins-Abend eine Gans mit Nachbarn und
Hausgenossen verzehrt, was auf die Sage Bezug haben soll, daß ihn diese Thiere
verrathen, als er, um der bischöflichen Würde zu entgehen, sich versteckt hatte.
Fürsten und Adel vergnügten sich hauptsächlich auf der Jagd. Die Anstren¬
gung, selbst die Gefahren derselben, sagten dem kriegerischen Geiste jener Zeit, wel¬
cher körperliche und kräftige Bewegung liebte, besonders zu. Auch Damen nahmen
zuweilen daran Antheil, besonders an der Falkenjagd. Die Raubsucht dieser Vögel
wurde benutzt, indem man sie abrichtete, auf andere Thiere zu stoßen und diese ihrem
Herrn zu überbringen. Damen unterhielten solche Vögel, wie jetzt Papagayen.
König Friedrich I. soll die ersten Falken aus Italien gebracht haben, Friedrich ll.
schrieb ein Buch über die Falkenjagd, welches sein Sohn Manfred mit Zusätzen ver¬
mehrte. Allein die Erfindung des Pulvers, wodurch man Thiere und Menschen
in weiter Ferne tobten konnte, machten der Falknerei wie den Turnieren ein Ende.
Zu den öffentlichen und mehr geistigen Lustbarkeiten gehörten zum Theil die
Schauspiele. Anfangs bestanden sie aus Gaukeleien und pantomimischen Vorstel¬
lungen, welche von sogenannten Mimen oder Spielleuten aufgeführt wurden und
schon zur Karolinger Zeit üblich gewesen sein müssen, weil ein Gesetz verbietet, Prie¬
ster- oder Mönchskleidung dabei anzulegen. Heinrich Ul. und der Erzbischof Adel¬
bert von Bremen verbannten sie wegen ihrer Zuchtlosigkeiten von ihren Höfen, und
der Sachsenspiegel, eine Sammlung sächsisch-deutscher Gesetze, erklärte sie für ehr¬
los. Die ältesten Schauspiele in Deutschland sind von der Nonne Roswitha zu
Gandersheim im 10. Jahrhundert: es sind geistliche Dramen, dem Teren; nachge¬
ahmt; aber erst seit dem 13. Jahrhundert wurden diese und ähnliche deutsche Schau¬