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starben hier den schönen männlichen Tod; aber kein Feind rühmte sich, den Kaiser
getödtet zu haben; sein Körper lag unter seinen erschlagenen Gefährten, und rings¬
um thürmte sich ein Hügel von feindlichen Leichen. — Soll ich die Schrecknisse
schildern, die jetzt folgten? — Das Angstgeschrei der Fliehenden, die Streiche der
erbarmungslosen Wuth, die Blässe des Entsetzens, das tausendstimmige Zeter der
Verzweiflung? — Die Häuser standen verlassen; wehrlos zitternd, wie verscheuchte
Schafe, drängten sich die unglücklichen Bewohner in den Straßen und Plätzen, oder
füllten die Tempel, um an den Altären eine Freistätte zu suchen. Umsonst ; alles
schwamm im Blut, und was dem Mordschwert entging, wurde der Raubsucht Opfer.
Sich selber nur die Gebäude vorbehaltend, hatte Mohamed die Schätze Eonftanti-
nopels sammt ihren Bewohnern seinen stürmenden Soldaten geschenkt, und sie
eilten, dieses frevlerische Geschenk geltend zu machen. Alle Kostbarkeiten der Stadt,
die Meisterwerke griechischer Kunst und Pracht wanderten — viele zertrümmert —
nach dem türkischen Lager, und bald kehrten die Räuber zurück, der Geplünderten
selbst, neben ihrer Habe sich zu versichern. Ohne Rücksicht des Standes und des
Alters, ohne Schonung der heiligsten Bande der Natur und des Herzens, so wie der
Zufall, das Recht der ersten Angreifung, oder das Machtwort eines Stärkern sie aus¬
theilte, sahen die unglücklichen Griechen (Mannspersonen allein 60,000) sich von gefühl¬
losen Tyrannen in die Sklaverei geschleppt. Man band sie zusammen wie verächtliche
Thiere. Das edle Mädchen mit oem Mann des Pöbels, der Patrizier mit dem niedrig¬
sten Knecht, die Nonne mit dem Galeerensclaven zusammen gekoppelt, fühlten der näm¬
lichen Geißel Hieb. Der Geliebte wurde getrennt von der weinenden Braut, der Freund
vom Freunde; des alten Vaters Armen entwand man den Sohn, und die Mutter,
die ängstlich nach der geliebten Tochter blickte, sah sie, von sich weggerissen, in einen
fernen unbekannten Kerker ziehen. Vielen gab die Verwirrung Hoffnung zur Flucht;
ganze Schaaren knieeten auf den Strand und beschworen die wegrudernden Schiffer,
sie in ihre Barken aufzunehmen. Unerbittlich blieben die einen; andere, die ihre
Fahrzeuge mit Flüchtigen überluden, versanken auf hohem Meere. Manche flohen
gegen die Gebirge; aber, wen der nachfolgende Feind ereilte, der blutete unter seinen
Streichen. Die Glücklichsten irrten viele Tage in Wildnissen umher; Senatoren,
Reiche aller Klassen, dem Schooße der Bequemlichkeit, der Fülle der Lebensgenüsse
entrissen, lernten zuerst des Hungers verzehrende Qualen kennen, und trugen stöh¬
nend, unter der Bürde weniger geretteter Habseligkeiten, die wunden Füße durch Dickicht
und Dornen. Zarte Mädchen, sonst in Schmuck und Reichthum, und nun in Lum¬
pen gehüllt, entstellten ihr Angesicht, um nicht den Blick eines lüsternen Verfolgers
zu reizen, und stolze Höflinge verbargen sich in ein Packträgergewand, um die Spe¬
kulation der Menschenräuber, die ihre Gefangenen nach der Aussicht auf das Löse¬
geld schätzten, irre zu führen. Noch füllte Mord, Raub und jede Gewaltthat die
unglückliche Stadt, da betrat Mohamed im Triumphgepränge die bluttriefenden
Straßen, und ein Herold verkündete Gnade dem elenden Ueberreste des Griechen-
volks. Mit einer eisernen Keule bewaffnet, ritt er, wilden und trotzigen Blickes,
unter seinen Bassen und Emiren daher, zerschmetterte mit frevelhaften Schlägen
einige Statüen, die er für Götzenbilder hielt, und schaute scheel und voll neidischer
Verwunderung nach den stolzen Schöpfungen des griechischen Genies, nach den
Palästen und Hallen, die seine Türken wohl zu erobern und zu zerstören, aber nicht
zu bauen verstanden. Das edelste dieser Meisterwerke, den prächtigen Sophien-
Tempel, Juftinians des Großen unvergängliches Denkmal, schuf sein Wink zur
ersten Moschee des Reiches um, und seine Laune verschenkte die schönsten öffentlichen
und Privatgebäude an rohe Krieger oder verschmitzte Sclaven, die bald den anmu-
thigen Aufenthalt der Grazien und Musen in Sitze schnöder Lust verwandelten, oder
in den Schauplatz häuslicher Tyrannei.
Kröger. III.
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