55
Und empor gequollen
Strömen aus den Dächern Flammen;
Sprühend stürzen Giebel jetzt zusammen.
Männer zagen,
Mütter tragen
Zitternd ihre Kleinen;
Ach, sie weinen
Schmerzensthränen!
Greise wähnen
Schon des Weltenendes Grauen.
Wasserfluthen schäumen
Auf den weiten Räumen
Grüner Auen;
Hagelsteine dreschen Aehren
Und verheeren
Reiche Fluren,
Auf dem Acker tilgt der Regen
Alle Spuren
Von des Fleißes Segen.
Und den Hagel sendet — Gott!
Nun brüste dich auf deine Thaten,
O Thor, dein Fleiß wird Spott!
Vernichtet liegen deine Saaten;
Der Reben Heer
Grünt dir nicht mehr,
Und Fluthen wogen,
Wo jüngst die Heerden zogen!
Des Menschen Fleiß ist hoch zu loben;
Allein der Segen kommt von oben !
Und er, der weite Speicher füllt,
Die Heerden täglich mehrt,
Den Leib in reiche Stoffe hüllt,
Mit Gold das Haus beschwert;
Der als ein kleiner Gott der Welt
Dem finstern Elend lacht,
Sich auf der Ehre Gipfel stellt
Und trotzt auf seine Macht:
Er wisse, daß des Fürsten Sitz
Nicht scheut der Blitz,
Daß einer, der noch höher thront,
Des Stolzen Aehrenfeld nicht schont;
7. Die
Ich blick' in lachende Gefilde. Gott!
Wie schön ist deine Welt! Hier aber ist
Ein Theil von ihr durch Menschenhände
schön!
Der Spaten hat gegraben und der Pfiug
Geschnitten auch, das Rebenmesser viel
Der wilden Ranken weggenommen; hier
Er wisse, daß weit,
Schäumend und breit,
Ueber Dämme und Wehre,
Bettlos und neu
Sich wälzet des Wassers Fluth,
In Thälern wächset zun, Meere,
Und der Wiesen duftendes Heu
Und der Menschen nährendes Gut
Vernichtet, und hoch mit Sand
Bedecket das Land.
Doch wenn das Wasser verronnen,
Die Wolken verzogen,
Die Höhen sich sonnen,
Der tröstende Bogen
Mit leuchtenden Farben
In heiliger Zahl
Am Himmel erscheint:
Dann blicket ins Thal
Der Landmann und weint.
Die Halmen zu künftigen Garben,
Sie liegen verworren
Und niedergeschlagen,
Und fruchtlos ragen
Die Bäume empor.
Dann öffnet den Klagen
Der glückliche Nachbar
Ein gütiges Ohr.
Der Leidenden Schmerzen
Erwecken die Herzen
Der Brüder. Sie streuen
Hülfreich und gern
Hin auf der Menschheit Land
Der Wohlthat heilige Saaten,
Saaten des ewig segnenden Herrn,
Und knüpfen durch Thaten
Der Liebe von neuem
Das himmlische Band,
Das Arme und Reiche,
Das Niedere, Gleiche
Und auch die höchsten Herrscher der Welt
Zum Bunde der Menschheit vereinet erhält.
Karl Hahn.
Sind Wiesen, dort sind Gärten! Wie so
schön
Ist diese Landschaft! Ueber einem Wald
Auf Hügeln und an Bächen Heerden, rechts
Ein unabsehlichs Weizenfeld, und links
Ein Kranz von bläulichem Gebüsch, in dem
Das Auge willig sich verliert. Der Mensch
Landschaft.