Full text: Für die dritte Bildungsstufe (Theil 3)

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Und empor gequollen 
Strömen aus den Dächern Flammen; 
Sprühend stürzen Giebel jetzt zusammen. 
Männer zagen, 
Mütter tragen 
Zitternd ihre Kleinen; 
Ach, sie weinen 
Schmerzensthränen! 
Greise wähnen 
Schon des Weltenendes Grauen. 
Wasserfluthen schäumen 
Auf den weiten Räumen 
Grüner Auen; 
Hagelsteine dreschen Aehren 
Und verheeren 
Reiche Fluren, 
Auf dem Acker tilgt der Regen 
Alle Spuren 
Von des Fleißes Segen. 
Und den Hagel sendet — Gott! 
Nun brüste dich auf deine Thaten, 
O Thor, dein Fleiß wird Spott! 
Vernichtet liegen deine Saaten; 
Der Reben Heer 
Grünt dir nicht mehr, 
Und Fluthen wogen, 
Wo jüngst die Heerden zogen! 
Des Menschen Fleiß ist hoch zu loben; 
Allein der Segen kommt von oben ! 
Und er, der weite Speicher füllt, 
Die Heerden täglich mehrt, 
Den Leib in reiche Stoffe hüllt, 
Mit Gold das Haus beschwert; 
Der als ein kleiner Gott der Welt 
Dem finstern Elend lacht, 
Sich auf der Ehre Gipfel stellt 
Und trotzt auf seine Macht: 
Er wisse, daß des Fürsten Sitz 
Nicht scheut der Blitz, 
Daß einer, der noch höher thront, 
Des Stolzen Aehrenfeld nicht schont; 
7. Die 
Ich blick' in lachende Gefilde. Gott! 
Wie schön ist deine Welt! Hier aber ist 
Ein Theil von ihr durch Menschenhände 
schön! 
Der Spaten hat gegraben und der Pfiug 
Geschnitten auch, das Rebenmesser viel 
Der wilden Ranken weggenommen; hier 
Er wisse, daß weit, 
Schäumend und breit, 
Ueber Dämme und Wehre, 
Bettlos und neu 
Sich wälzet des Wassers Fluth, 
In Thälern wächset zun, Meere, 
Und der Wiesen duftendes Heu 
Und der Menschen nährendes Gut 
Vernichtet, und hoch mit Sand 
Bedecket das Land. 
Doch wenn das Wasser verronnen, 
Die Wolken verzogen, 
Die Höhen sich sonnen, 
Der tröstende Bogen 
Mit leuchtenden Farben 
In heiliger Zahl 
Am Himmel erscheint: 
Dann blicket ins Thal 
Der Landmann und weint. 
Die Halmen zu künftigen Garben, 
Sie liegen verworren 
Und niedergeschlagen, 
Und fruchtlos ragen 
Die Bäume empor. 
Dann öffnet den Klagen 
Der glückliche Nachbar 
Ein gütiges Ohr. 
Der Leidenden Schmerzen 
Erwecken die Herzen 
Der Brüder. Sie streuen 
Hülfreich und gern 
Hin auf der Menschheit Land 
Der Wohlthat heilige Saaten, 
Saaten des ewig segnenden Herrn, 
Und knüpfen durch Thaten 
Der Liebe von neuem 
Das himmlische Band, 
Das Arme und Reiche, 
Das Niedere, Gleiche 
Und auch die höchsten Herrscher der Welt 
Zum Bunde der Menschheit vereinet erhält. 
Karl Hahn. 
Sind Wiesen, dort sind Gärten! Wie so 
schön 
Ist diese Landschaft! Ueber einem Wald 
Auf Hügeln und an Bächen Heerden, rechts 
Ein unabsehlichs Weizenfeld, und links 
Ein Kranz von bläulichem Gebüsch, in dem 
Das Auge willig sich verliert. Der Mensch 
Landschaft.
	        
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