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ein rohes Dreinschlagen war er zu Ruf gelangt; sein Ansehen beruhte
darauf, daß er in den gefährlichsten Momenten immer Rat wußte,
einen heilbringenden Entschluß ergriff und diesen mit tapferer Kühnheit
ausführte. Sehr wohl bezeichnen ihn seine Sprüche: Kriegsrat mit
der That; oder viel Feinde, viel Ehre; darauf beruhte das Zutrauen,
das Hauptleute und Gemeine ihm schenkten. Seiner Führung kam ihr
Gehorsam entgegen. Noch hoffte er, mit ihnen alles auszurichten; er
verzweifelte nicht, selbst die Türken mit ihnen zu schlagen, bis an die
Grenzen von Europa vorzudringen. Ein echter Anhänger des Kaisertums:
Rom und Konstantinopel faßte er ins Auge. Er ließ sich nicht stören,
wenn es ihm, trotz der Dienste, die er geleistet, bei Hvfe zuweilen
schlecht ging; in ein paar Reimen machte er seinem Unmute Lust, und
bei der nächsten Bedrängnis seines Herrn nahm er die ausgehängte
Wehr doch wieder von der Wand; mit unerschütterlicher Festigkeit hielt
er immer an dm großen Ideen des Reiches fest. Da mußte ihm nun
dieser Widerstand begegnen. Er war ein Mann von außerordentlicher
Leibeskraft; einst hatte er wohl den stärksten Gegner spielend mit dem
Finger von sich geschoben; Furcht kannte er nicht; kein Ungemach, wie
wir wissen, hatte ihn jemals aus der Fassung gebracht; — daß sich
aber diejenigen gegen ihn empörten, die er selbst zu dem gemacht, was
sie waren, daß sie die Speere, die er sie führen gelehrt, wider ihn selber«
senkten, das war ihm zu viel! Doch hätte niemand ahnen sollen, wie
es aus ihn wirkte; — in demselben Augenblick, mit einem Schlage ver¬
lor er die Sprache und Bewußtsein; auf eine Trommel sank er nieder;
er war am Ziele seiner Heldenlaufbahn. Wunderbare Katastrophe! Er
kam um im Felde, aber mcht durch die Feinde, nicht in dem Waffen¬
kampfe, zu dem er ausgezogen; fein einfach heroisches Gemüth, das sich
mit aller seiner Ehrlichkeit und seinem Ernst anstrengte, die empor¬
flutende Bewegung der doch sonst des Gehorsams gewohnten Truppen
zu bemeistern, als es die Leidenschaft der einmal entflammten Empörung
unüberwindlich, übermächtig fah, da erlag es: von dem widrigen Anblick
empfing er unmittelbar fo gut wie den Tod. ~ ^ ^
C. Geijieshelden.
1. Martin Luther.
I.
Zwo tröstliche Predigt über der Leich Doct. Martini Luther zu Eisleben den
XIX. und XX. Februarii gethan durch Doct. Justum Jonam. Michaelein
Celium. Anno 1546.
Docwr Martin Luther hatte viel reiche Gaben und war ein treff¬
licher, gewaltiger Redner, item ein überaus gewaltiger Dolmetscher der
ganzen Bibel. Es haben auch die Kanzleien zum Teil von ihm jeternt,
recht deutsch schreiben und reden. Denn er hat die deutsche Sprach'