Full text: Das illustrirte Lesebuch für Schule und Haus

XL Häfen, Schleusen, Leuchtthürine, Rettungsboote u. s. w. 207 
werk getheilt, so daß die Amaker Seite für die Kriegsflotte, die andere für die Kauffahrtei¬ 
schiffe bestimmt ist. Aus dieser Meerenge oder Hafen gehen mehrere Kanäle, zum Theil noch 
fahrbar für mittelmäßige Schiffe, in die Stadt. In dem Christianshafen genannten 
Theile Stockholms herrscht die meiste sich auf Schiffbau und Handel beziehende Thätigkeit; 
es befinden sich da große Schiffswerfte und Docks, das große Secarsenal, große Handels¬ 
magazine, auch die Gebäude der ehemaligen asiatischen Compagnie, die dasselbe war, was 
die ostindische Compagnie in Holland, Schweden und England ist. Ein trefflicher Hafen 
von Seeland ist auch der bei Kallundborg, einer nicht unwichtigen Seestadt. Aus 
ihm geschieht die Ucberfahrt nach dem 12 Meilen entfernten Aarhuus in Jütland, bett 
Ruinen eines vormals festen Schlosses. 
In Schweden nimmt als Handelsstadt Stockholm den ersten Rang ein; beson¬ 
ders ist der Handel mit Eisen unv anderen Metallen von Wichtigkeit. Die Stadt hat 
über 200 eigene Handelsschiffe mit zusammen etwa 18,000 Last Tonnengehalt. Der Hasen 
gehört zu den trefflichsten Seehäfen Europas und mit aller Sicherheit kann eine ganze 
Kriegsflotte darin vor Anker liegen. 
101) Die vorzügliche Tüchtigkeit und das Talent der H o lländer für Handelsuntcr- 
nehmungen sind allgemein anerkannt und es gab einst eine Zeit, in welcher diese Nation 
ziemlich im Besitz des Welthandels stand. Einige von den Städten Hollands gehörten zu 
dem hanseatischen Bunde, und zwar bald nach seiner Errichtung im 13. Jahrh., und 
traten später als Nachfolger dieses Bundes in dem Handel der Ostsee auf. Im 15. Jahrh, 
kamen allein von Danzig und Liefland zweimal jährlich an 300 Schiffe zu Amsterdam an; 
und von da an ein ganzes Jahrhundert hindurch nahm der Ostseeverkehr mit jedem Jahre 
zu. De Witt, ein Schriftsteller des 17. Jahrh., berichtet, daß die holländische Härings¬ 
fischerei 6400 Fahrzeugen und 120,000 Seeleuten Beschäftigung gegeben, und daß die 
Gesammtzahl der davon Vortheil ziehenden Individuen mit Einschluß von Schiffbauern, 
Netzmachern, Verkäufern n. s. w. sich auf 450,000 Köpfe beliefen. Die Handelsmarine 
bestand zu dieser Zeit ans 10,000 Segeln und 168,000 Seeleuten. Im Jahre 1602 
bildete sich die holländisch-oftindische Compagnie, 1600 wurde die berühmte Amsterdamer 
Bank, eines der ersten derartigen Institute in Europa, eröffnet, und im Jahre 1621 bil¬ 
deten auch die Kaufleute eine westindische Compagnie. In demselben Jahre wurde der 
spanische Küstenhandel fast ausschließlich durch holländische Schiffe betrieben. Nach Verfall 
der spanischen Seemacht wurden holländische Schiffe für den Handel mit den spanischen 
Besitzungen in Südamerika gemiethet. Dreißig oder vierzig Jahre später, als Hollands 
Handel zu sinken begann, schätzte Sir William Petty den Tonnengehalt sämmtlicher 
europäischer Schiffe auf 2,000,000 Tonnen, wovon auf Jütland 900,000, auf England 
500,000, auf Schweden, Dänemark, Hamburg und Danzig 250,000, auf Spanien, Por¬ 
tugal und Italien 250,000 und auf Frankreich 100,000 kommen. 
Obgleich Amsterdam der unbequemste Hasen Hollands ist, so wurde er doch der 
Hauptort für Handel und Schifffahrt. Hierher wendete sich der Verkehr Europas und
	        
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