XIII. Einige großartige Bauwerke der Vorzeit.
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Welt machten. Statt dessen sieht der Reisende ein unglückliches, unterdrücktes Volk,
einige aus Erde erbaute, größtentheils verlassene Dörfer, Ueberbleibsel von Kanälen, Ln
welchen sich während der Nilüberschwemmung noch Wasser sammelt und das Jahr darin
stehen bleibt, und einige Erzeugnisse, die der Landmann nur mit Mühe dem Boden entreißt,
der ihm nicht eigen gehört. Er sieht den Despotismus und seine schrecklichen Folgen; die
Unwissenheit mit allen jenen schlimmen, sie begleitenden Folgen und den Fanatismus mit
seinem zweischneidigen Schwerte."
Die S. 245 abgebildeten Pyramiden sind in der Vogel-Perspektive (von oben herab)
dargestellt und zeigen dem Auge die nächste Umgebung, den wellenförmigen Sandboden,
eine in der Nähe lagernde Caravane u. s. w. Als Olivier mit seinen Gefährten wieder
heruntergestiegen war, untersuchten sie genau, ob die Pyramide wirklich so tief in Sand
vergraben wäre, wie mehrere Schriftsteller, und besonders Savary, behaupten. Letzterer
scheint davon so fest überzeugt zu sein, daß er aus dieser Verschüttung den Unterschied,
welchen man in den Messungsangaben von der Höhe derselben bei, älteren und neueren
Schriftstellern findet, zu erklären sucht.
„Wenn er aber mit Aufmerksamkeit den Grund der Pyramide erforscht hätte, so
würde er gefunden haben, daß der Felsen, aus welchem sie ruht, an verschiedenen Stellen
hervorguckt und daß man daselbst deutlich die erste Steinlage sehen kann, welche die darauf
folgenden an Höhe übertrifft; erwürbe ferner aus der offenen Spalte, die sich in geringer
Entfernung östlich von den Pyramiden befindet, und deren Ränder den entblößten Felsen
sehen lassen, die Unmöglichkeit erkannt haben, daß dies Denkmal auch nur eine Toise tief
rund herum verschüttet sein könne. Wenn man ja einige Erhöhungen des Bodens findet,
so rühren sie augenscheinlich von Trümmern ihrer Bekleidung und dergl. her. Man
bemerkt auch Sandhügel, welche der Wind abwechselnd herbeitreibt und wieder wegweht;
sie sind aber weder häufig noch von großem Belange. Demnach darf man also für aus¬
gemacht annehmen, daß die Pyramide jetzt noch ebenso hoch erscheint, als ehemals. Das
eben Gesagte ist auch auf die benachbarten und überhaupt auf alle Pyramiden auszudeh¬
nen, welche in der Ebene der Mumien zerstreut sind."
Die zweite Pyramide ist fast ebenso hoch, wie die eben beschriebene, hat aber einen
etwas schmäleren Grund. Sie steht auf einem Felsen, dessen Abhang vier bis fünf Toisen
betrug. Man mußte also das Erdreich ebenen, wodurch dann ein Abschnitt nach Osten,
Norden und Westen entstand, in dessen Mitte die Pyramide erbaut wurde. Von ihrem
Grunve bis zu dem Abschnitte des Felsens ist es etwa fünfzig Schritte. An diesem bemerkt
man von Zwischenraum zu Zwischenraum Thüren von Zimmern, welche in den Felsen
gehauen sind. In den meisten dieser Zimmer findet man viereckige Löcher, durch welche
man in Gänge gelangt, die sich wieder in andere Zimmer endigen und worin wahrschein¬
licher Weise Mumien standen. Nicht selten findet man auch, sowohl in dem Inneren
sämmtlicher Zimmer, als über der Thüre des Eingangs, ungeachtet der geringen Dauer¬
haftigkeit des Felsens, sehr gut erhaltene Hieroglyphen.