Full text: Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin

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1. Der fruchtbare Leb mb öden. Er findet sich in größerer Ausdeh¬ 
nung im nördlichen Mecklenburg-Strelitz, im mittlern Theil des östlichen und 
dem größten Theil des nördlichen Mecklenhurg-Schwerin, im Ratzeburgischen 
und der ganzen Gegend westlich vom Schweriner See. Man kann den Lehm¬ 
boden sogleich daran erkennen, daß herrliche Laubwaldungen die Höhen zie¬ 
ren, kräftige Raps- und Weizensaaten die Felder bedecken und saftiger weißer 
und rother Klee den Dresch überzieht. Wohin man blickt, zeugt alles von 
der Kraft und Fruchtbarkeit des Bodens: die Wälder sind mit dichtem Unter¬ 
holz bestanden, aus welchem Epheu, Geisblatt und Hopfen sich hervordrän¬ 
gen und bis hoch in die Bäume Hineinrauken; die Wiesen erscheinen wie 
grüne Grasmatteu, die mit den herrlichsten Blumen geziert sind; selbst das 
Unkraut des Feldes, Diestel, Rittersporn, Kamille und Wucherblume, ist das 
vornehme unter seines Gleichen, das nicht mit jeder Kost sürlieb nimmt. Hier 
liegt Hof an Hof, Dorf an Dorf. Alles hat den Anstrich der Wohlhäbigkeit. 
Man merkt bald, daß das Land seine Einwohner ernähren kann. 
Manche dieser Gegenden haben außerdem noch von Gott einen sonder¬ 
lichen Liebreiz für das Auge erhalten. Dahin gehört die Umgebung von 
Schwerin, Ratzeburg, Reu-Brandenburg und vor allem die „mecklenburgische 
Schweiz". Mit den: letztern Namen bezeichnet man ungefähr denjenigen 
Theil Landes, welcher umschrieben wird, wenn man von Teterow nach Neu- 
Kalen, Malchin, Giewitz, Grubenhagen, Klaber und wieder nach Teterow zu¬ 
rückgeht. Es ist eine überaus reizende Gegend. Stellt man sich etwa in 
Grubenhagen auf eine freie Höhe, so hat man unmittelbar vor sich einen 
blühenden Grund, dahinter den klaren, mit bewaldeten Höhen umkränzten 
See und rings um sich ein fruchtbares Land, das mit Wäldern und Saaten, 
mit Dörfern und Kirchen, mit Schlössern und Ruinen reich geziert ist — ein 
Anblick, der in Mecklenburg seines Gleichen nicht hat. Steigt man noch hö¬ 
her, etwa auf den Obelisken der Burg Schlitz, so übersieht man den Mal- 
chiner und Cummerower See nebst achtzig Ortschaften groß und klein. Einen 
besonders freundlichen Eindruck machen die Laubholzungen, die überall zer¬ 
streut sind. Die Gutsherrn in jener Gegend haben nicht bloß die Holzungen 
geschont, sondern auch mitten im Acker Gruppen von Buchen und Eichen ste¬ 
hen lassen, ohne Furcht, daß sie verarmen würden, wenn sie vielleicht einige 
Scheffel Weizen weniger dreschen möchten. Und es thut immer wohl, wenn 
man sieht, daß um des Geldes willen nicht zerstört wird, woran Gott im 
Himmel selbst seine Freude hat. 
Im Norden wird die „mecklenburgische Schweiz" durch eine bewaldete 
Höhe abgeschlossen, die sich von Neu-Kalen nach Teterow zieht und im Osten 
in der Friedrich-Franz-Höhe, weiter nach Westen in dem Hardt - 
berge die bedeutendsten Erhebungen zeigt. Bon letzteremaus kann man die 
Thürme von Rostock und die Hohe Burg bei Bützow sehen. 
2. D e r San db o d en. Er findet sich in weiten Strecken auf dem 
mecklenburgischen Landrücken und in der nordöstlichen Ebene. An manchen 
Stellen hat der Sand einen eisenhaltigen, röthlicheu Untergrund, der gänzlich 
unfruchtbar ist und „Fuchserde" oder „Klashahn" genannt wird. Wer die 
Eigenschaften des Sandbodens kennen lernen will, der mache einen Marsch 
von Mirow bis Crivitz. Die Felder tragen vorzugsweise Roggen und Gerste; 
die Wiesen haben guten Graswuchs, aber sind arm an Blumen; die Wäl-
	        
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