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2. Zu Seen dieser Art stehen in einem gewissen Gegensatz die¬ 
jenigen, die ganz oder doch zum großen Teil von waldbedeckten Höhen 
umschlossen sind. Zwar fehlen hier schroff abstürzende Felswände, 
und auch die spitzen, hohen Tannenabhänge des Schwarzwaldes oder 
selbst Thüringens kennt man hier nicht. Die Tanne ist überhaupt 
nur selten, und alle Höhen, denen man begegnet, sind nur sanft ge¬ 
schwungene, gestreckte Hügel. Aber an ihnen steigen senkrecht, glatt 
und astlos die weißgrauen Stämme der Buchen empor, Säulen gleich, 
und wölben über sie die gemeinsame Krone, auch „eine Art Wald 
über dem Walde". Die Gipfellinie des Waldes folgt dem natürlichen 
Wellengang des Hügels, und von dort her senkt sich in runden Wöl¬ 
bungen das grüne Dach herab, bis es mit seinem schönsten Laube in 
die Fluten taucht. Welch prächtige Waldhallen solch ein Abhang bildet, 
wie üppig hier in feuchter Kühle Waldmeister, Orchideen und Farn¬ 
kraut gedeihen, zuweilen dem Waldinnern einen Zug tropischer Fülle 
leihend, das sieht man so recht an den Ufern des Dieksees, wo das 
reizende Gremsmühlen, des Kellersees, wo Malente liegt und das 
schöne Prinzenholz. 
3. Nirgends aber ist diese Eigenart schleswig-holsteinscher See¬ 
ufer vollkommener ausgebildet als am Uglei, jenem prachtvollen See, 
„der wie ein Schild aus Edelstein im dunklen Kranze des Waldes ruht". 
Hier schließen sich die hohen, grünen Mauern des Waldabhanges um 
den geräumigen Spiegel des Wassers fest zusammen und geben mit 
ihrer weichen Hülle dem Ganzen das Gepräge unnahbarer Weltabge¬ 
schiedenheit. . . Ich weiß indessen nicht, wer diesem Prachtsee den Ruf 
der Unheimlichkeit zugezogen hat, den er in keiner Weise verdient. Im 
Herbststurm treibt er freilich auch wie andere Gewässer dunkle Wogen, 
und seine Waldungen verfärben sich; im Winter friert er natürlich 
zu, dann liegt er kahl und tot. Allein solange der Sommer währt, 
ist er mit seinem leichten Wellenschläge und seinen prangenden Ufern 
ein Bild des Lebens und der Fruchtbarkeit, der Kraft und der Fülle, 
und im Frühling, wenn sich die Buchenhöhen in jenes unvergleichlich 
frische, seidene Grün kleiden, das in unseren Landen das eigentliche 
Zeichen des Frühlings ist, wenn Anemonen, Waldmeister und Mai¬ 
blumen alle Hänge bedecken und auf der hellen Flut Wasserrosen sich 
wiegen, dann gewährt er ein landschaftliches Gemälde von strahlender 
Frische und Heiterkeit. Wenn aber um die Zeit der Pfingsten jene 
weißen Rosen sich auftun und der Vollmond bricht durch die Buchen¬ 
zweige, flimmerndes Licht und schwankende Schatten über alle Wege 
am Ufer, milden, klaren Glanz über die Fluten breitend, littb du 
lösest den Kahn, der unter den überhängenden Zweigen versteckt am 
Uferrande ruht, und ruderst hinaus in die Mitte des Sees: Nicht aus
	        
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