Full text: Lehr- und Lesebuch für Töchterschulen

109 
richtig unterscheiden will, muß aufmerksam auf die Dinge 
und ihre Beschaffenheit sein, und sie gehörig kennen zu 
lernen suchen. 
So unähnlich aber auch viele Dinge in der Welt sich 
sind, so kann man doch bei fast allen Ähnlichkeiten, oder- 
gewisse Merkmale an ihnen aufsuchen, die sie mit einander 
gemein haben, d. h. die sowohl das eine als auch das an¬ 
dere Ding hat. So haben z. B. der Mensch und das 
Thier Sinneswerkzeuge, (Augen, Ohren ?c.) Knochen, 
Fleisch, Blut rc. Wer aber Ähnlichkeiten zwischen Din¬ 
gen aufsucht oder untersucht, welche Merkmale und Kenn¬ 
zeichen sie mit einander gemein haben, der vergleicht 
diese Dinge mit einander. — Worin sind sich z. B. die 
Bank und die Tafel, — das Buch und die Schiefertafel, 
— der Schrank und der Ofen, — die Kuh und die Ente, 
—- die Mohrrübe und die Kartoffel rc. einander ähnlich? — 
Es ist sehr gut, daß wir die Ähnlichkeiten der Dinge auf¬ 
suchen können, denn dadurch lernen wir sie besser beurthei¬ 
len, richtiger ordnen und zweckmäßiger anwenden. — 
Derjenige, welcher schnell und leicht, versteckte Ähnlichkei¬ 
ten zwischen Dingen auffinden kann, ist witzig. 
Der Mensch ist aber nicht blos fähig, durch seine 
Sinne Anschauungen und Vorstellungen von gegenwärti¬ 
gen Dingen zu erhalten, diese von andern Dingen zu un¬ 
terscheiden, oder mit andern Dingen zu vergleichen: er 
kann auch auf etwas merken, selbst auf die Dinge, welche 
nicht durch die äußern Sinne, sondern bloß durch den in¬ 
nern Sinn, wahrgenommen werden können, z. B. aus 
die Gedanken und Neigungen, welche in der Seele ent¬ 
stehen. Er kann sich auch das wählen, worauf er merken 
will. Ein Kind z. B. kann sich vornehmen, in der Schule 
nicht auf das zu hören, was sein Nachbar spricht, nicht 
auf das zu sehen, was sonst in der Schule vorgeht; son¬ 
dern nur auf das zu merken, was es liefet, schreibt, rech¬ 
net oder vom Lehrer hört. Wer seine Sinne und Gedan¬ 
ken anhaltend auf Etwas ganz vorzüglich richtet, um Vor¬ 
stellungen davon zu erhalten, und alle übrigen Gedanken 
unterdessen entfernt, der ist aufmerksam. Wer sich 
dagegen in Gedanken mit vielen Gegenständen zugleich, 
aber mit keinem anhaltend und ernstlich beschäftigt, der ist 
\
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.