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richtig unterscheiden will, muß aufmerksam auf die Dinge
und ihre Beschaffenheit sein, und sie gehörig kennen zu
lernen suchen.
So unähnlich aber auch viele Dinge in der Welt sich
sind, so kann man doch bei fast allen Ähnlichkeiten, oder-
gewisse Merkmale an ihnen aufsuchen, die sie mit einander
gemein haben, d. h. die sowohl das eine als auch das an¬
dere Ding hat. So haben z. B. der Mensch und das
Thier Sinneswerkzeuge, (Augen, Ohren ?c.) Knochen,
Fleisch, Blut rc. Wer aber Ähnlichkeiten zwischen Din¬
gen aufsucht oder untersucht, welche Merkmale und Kenn¬
zeichen sie mit einander gemein haben, der vergleicht
diese Dinge mit einander. — Worin sind sich z. B. die
Bank und die Tafel, — das Buch und die Schiefertafel,
— der Schrank und der Ofen, — die Kuh und die Ente,
—- die Mohrrübe und die Kartoffel rc. einander ähnlich? —
Es ist sehr gut, daß wir die Ähnlichkeiten der Dinge auf¬
suchen können, denn dadurch lernen wir sie besser beurthei¬
len, richtiger ordnen und zweckmäßiger anwenden. —
Derjenige, welcher schnell und leicht, versteckte Ähnlichkei¬
ten zwischen Dingen auffinden kann, ist witzig.
Der Mensch ist aber nicht blos fähig, durch seine
Sinne Anschauungen und Vorstellungen von gegenwärti¬
gen Dingen zu erhalten, diese von andern Dingen zu un¬
terscheiden, oder mit andern Dingen zu vergleichen: er
kann auch auf etwas merken, selbst auf die Dinge, welche
nicht durch die äußern Sinne, sondern bloß durch den in¬
nern Sinn, wahrgenommen werden können, z. B. aus
die Gedanken und Neigungen, welche in der Seele ent¬
stehen. Er kann sich auch das wählen, worauf er merken
will. Ein Kind z. B. kann sich vornehmen, in der Schule
nicht auf das zu hören, was sein Nachbar spricht, nicht
auf das zu sehen, was sonst in der Schule vorgeht; son¬
dern nur auf das zu merken, was es liefet, schreibt, rech¬
net oder vom Lehrer hört. Wer seine Sinne und Gedan¬
ken anhaltend auf Etwas ganz vorzüglich richtet, um Vor¬
stellungen davon zu erhalten, und alle übrigen Gedanken
unterdessen entfernt, der ist aufmerksam. Wer sich
dagegen in Gedanken mit vielen Gegenständen zugleich,
aber mit keinem anhaltend und ernstlich beschäftigt, der ist
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