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fei u. s. w.; durch Abbildungen und Beschreibungen
zu verschaffen.
Si-ebenkees Handbuch der Archäologie 2 B.
Nllrnb. igio.
§• 77-
Dichtkunst.
Dichtkunst (Poesie) ist die Kunst schöner Bil¬
dungen durch die Sprache. Sie wird der Prosa
(dem Vortrag in ungebundner Rede) entgegenge¬
setzt. Die Poesie ist zunächst Sprache des Verstandes.
Ihr Zweck ist: erzählen oder unterrichten, oder über¬
zeugen. Allein die Dichtkunst (Vortrag in gebundner
Rede) geht nicht zunächst aus Belehrung und Ueber¬
zeugung, sondern aus Erweckung, Belebung und Er¬
höhung der Gefühle. Der Dichter will gefallen, oder
rühren. Deshalb spricht er zu der Einbildungkraft, zu
den Gefühlen und Leidenschaften. Poesie ist daher
Sprache der Leidenschaft, oder der in Thätigkeit ge¬
setzten Einbildungkraft. Sie unterscheidet sich auch
gemeiniglich durch einen besonders geordneten
Sylbenfall (Rythmus), dessen Bedingung ein gehö¬
rig beobachtes Sylbenmaaß (Metrum), aber nicht
nothwendig auch der Reim (Gleichklang in den End¬
sylben zweier Verse) ist. Zur Beförderung des
Wohlklanges und der Lebhaftigkeit hat die Sprache
ein äußres Hülfmittel in der Länge und Kürze
der Sylben. Durch geschickte Zusammensetzung der
Sylben nach Regeln wird eine Art Melodie (Nume¬
rus) in die Rede gebracht. Der Inbegriff der Re¬
geln zur Abmessung der Länge und Kürze der Syl¬
ben begreift man unter dem Namen der Prosodie.
Die