Full text: Lese-, Lehr- und Sprachbuch für die mittlern und obern Klassen der Elementarschulen

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„Wie schmückt des Baumes Blütheuschnce 
„Die neuerwachte schöne Erde! 
„Dort tuminelt sich im fetten Klee 
„Die brcitgcstirnte Rinderheerde. 
„Das ist die Tafel, stets gedeckt 
„Für Millionen froher Gäste. 
„Und Gott, der alles Leben weckt, 
„Bewirthet, was er schuf, auf's beste. 
„Vom Anfang her hat cr's gethan; 
„Und speist noch jetzt die jungen Raben. 
„O betet ihn recht dankbar an, 
„Den Geber aller guten Gaben! 
„Ja, Aller Augen warten sein; 
„Denn Allen gibt er ihre Speise. 
„Das, Kinder, präget tief euch ein, 
„Daß frommer Dank den Geber preise!" 
5. Der Schnee. 
Als zur Winterszeit Alles mit Schnee bedeckt war, sagte 
Gotthold zu einem Freunde: Der Schnee gehört auch zu den 
wunderbaren Dingen, die Gott aus dem Schatze der Natur 
hervorzaubert, und man weiß über seine Erzeugung und über 
die Entstehung der bewundernswürdigen Gestaltungen seiner 
kleinsten Theile noch nichts Befriedigendes vorzubringen, ob¬ 
gleich viele weise Leute, die manchen Schnee gesehen und 
darüber ein schneeweißes Haupt bekommen, der Sache sorg¬ 
fältig nachgeforscht haben. Gott gebraucht aber den Schnee, 
wie es ihm beliebt, bald zum Nutzen, bald zum Schaden der 
Menschen. Obgleich der Schnee so kalt ist, muß er doch auf 
Gottes Geheiß wie ein weißer Pelz die Wintersaat bedecken, 
und vor der Kälte schützen. In diesem Sinne sagt der könig¬ 
liche Prophet: Er gibt Schnee wie Wolle; und unsere Land¬ 
leute sagen: Es gibt ein fruchtbares Jahr, wenn die weiße 
Gans wohl brütet, d. h. wenn während des Winters der 
Schnee die Aecker bedeckt und schützet. Deßgleichen hat man 
nicht selten ersrorne Menschen durch Reiben mit dem kalten 
Schnee wieder erwärmt und in's Leben zurückgebracht. — 
Aber auch wie verderblich kann der Schnee werden, wenn er 
vom Zorne Gottes einen Nachdruck erhält! In den Gebirgs- 
ländern geschieht es zuweilen, daß ein ganz geringes Schnee- 
klöslein, von einem Vogel, oder sonst durch einen Zufall in 
Bewegung gesetzt, im Herunterstürzen von den hohen Gebirgen 
dermaßen wächset, daß es, im Thal angelangt, menschliche 
Wohnungen, ja wohl gar Dörfer oder Städte begräbt und 
zertrümmert. Und wie oft hören wir von Ueberschwem- 
nlungen und damit verbundenen Unglücksfällen, wenn im
	        
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