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II. Naturgeschichte.
Die meisten Gewächse haben männliche und
weibliche Geschlechtstheile in Einer Blüthe beisam¬
men, und führen daher den Namen Zwitter oder
Zwitterblüthen. An diesen kann man den Unter¬
schied beider Geschlechtetheile am leichtesten kennen
lernen. So hat z. B. die gemeine weiße Lilie sechs
Staubfäden und in der Mitte einen Sraubweg.
Bei andern, z. B. den Gurken, Haselnüssen rc. findet
man in jeder Blüthe nur einerlei Geschlechrstheile,
aber doch find männliche und weibliche Blüthen auf
Einem Stamme. Dagegen tragen die Weiden, der
Hanf, Spinat, Wacholder u. a. m. auf Einem Stamme
nur entweder männliche oder weibliche Blüthen.
Wenn ein Gewächs vollkommne Früchte und
fruchtbaren Saamen bringen soll, so muß vorher eine
Befruchtung geschehen, d. i. der Saamensiaub von
den Staubfäden muß in die Narben der Staubwege
eindringen. Diese Befruchtung wirb am gewöhn
lichsten durch Hülfe der Winde, welche den Saamen,
staub auf die Staubwege hinwehen, bewerkstelligt.
Zn den Zwitterblüthen verschiedner Gewächse, z. D.
des Berberiefirauchs, ficht man um die Zeit der
Befruchtung die Staubfaden durch eine besondre
Bewegung sich den Staubwegen nähern, und wenn
sie den Staub auf die Narbe haben fallen lassen,
nehmen sie ihre vorige Stellung wieder an. Ein
Gewächs, welches männliche und weibliche Blüthen
nicht auf Einem Stamme trägt, bleibt unfruchtbar,
wofern der Stamm mit weiblichen Blüthen all zu weit
von den männlichen entfernt ^ieht. Doch wird in
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