Full text: Mit 3 Landcharten (Theil 2)

Das Gewächsreich. 61 
diesem Fall, wo der Dienst der Winde nicht hinreicht, 
der Saamenstaub zuwellen durch Insekten in die weid, 
lichen Blüthen gebracht. An dem gemeinen Fei¬ 
genbaum, dessen Blüthen verhüllt, in der Gestalt 
wirklicher Früchte, und zwar ebenfalls männliche 
und weibliche getrennt, erscheinen, geschicht die Der 
fruchtung vermuthlich bloß durch Insekten. Sonst 
kann sie auch durch Menschenhände zu Stande kom, 
men, denn man weiß, daß die Dattelpalme auf 
die Weise von den Einwohnern der warmen Länder 
wirklich befruchtet wird. Aber ausserordentlich wun, 
derbar ist die Befruchtung einer gewissen Pflanze 
mit getrennten Geschlechtern, welche in Italien in 
stehenden Wassern wachst. Die weibliche Pflanze 
hat nämlich einen langen, aber M eine Schnekken, 
linie zusammengedreheten Stengel, so daß sie nicht 
weit vom Boden entfernt ist. Sobald nun die Zeit 
der Blüthe einfallt, wikkelt sich der Stengel aus 
einander, richtet sich auf, und die Vlumenknospe er¬ 
hebt sich über die Oberfläche des Wassers, wo sie 
ausblüht. Die männliche Pflanze hat einen kaum 
Fingerslangen geraden Stengel, der sich also nicht 
verlängern kann. Allein sie reißt sich um eben die 
Zeit von dem Stengel los, erhebt sich ebenfalls, 
blühet auf, und schwimmt so lange auf der Fläche 
des Wassers umher, bis sie sich einer weiblichen 
Blume genähert und sie befruchtet hat. Wann die 
Befruchtung geschehen ist, so windet sich der Stengel 
der weiblichen Pflanze wieder zusammen, und zieht 
die Blume mit in die Tiefe hinab, wo sich nachher 
der gereifte Saame in den Boden umher streuet. 
Die
	        
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