Full text: Der südteutsche Schulfreund

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And todt zu sein scheint, muß ebenfalls wie ein Erstikter 
behandelt werden; denn der Bliz tödtet nicht immer 
wirklich, sondern betäubt oft nur. Auch hat man in 
diesem Falle von einem sogenannten Erdbad gute Wir¬ 
kungen gesehen. Man gräbt nämlich ein Loch in die 
frische Erde, legt den Scheintodten bis an den Hals 
hinein, und beschüttet ihn mit etwas frischer Erde, daß 
aber der Kopf frei bleibt. Alsdann besprengt man ihm 
das Gesicht fleißig mit kaltem Wasser und Essig. 
Sch ein todte sind eigentlich überhaupt alle diejeni¬ 
gen, bei welchen man kein Zeichen des Lebens mehr 
bemerkt, obgleich der erloschene Funke wieder gewekt 
werden kann, folglich gehören auch die vorerwähnten 
Lerunglükten in diese Klasse. Man versteht aber unter 
jener Benennung noch insbesondere solche Personen, die 
in einer Art von Ohnmacht liegen, woraus sie erst nach 
etlichen Tagen von selbst erwachen. Der Zustand dieser 
Unglüklichen, wenn man sie als wirklich Todte begräbt, 
und sie dann im Grabe wieder lebendig werden, ist 
schreklich. Man hat daher in unsern Zeiten hin und 
wieder Leichenhänser errichtet, wo Gestorbene unter ge¬ 
höriger Bewachung so lange über der Erde stehen blei¬ 
ben, bis man das einzige sichere Kennzeichen des wirk¬ 
lichen Todes, die angehende Verwesung, bemerkt, und 
es wäre zu wünschen, daß solche Anstalten in jedem 
Orte getroffen würden. Es können indeß der Sicher¬ 
heit wegen auch allerlei Versuche an einem Gestorbenen 
gemacht werden, um zu sehen, ob er wieder ins Leben 
zurükzubringen sei, und dies ist um so nöthiger, wenn 
die Art der Krankheit, woran er starb, einen Schein¬ 
tod vermuthen läßt, z. B. Schlagflüsse, verschiedene 
hizige Krankheiten re. 
Die Behandlung der Scheintodten hat den Zwek, 
das Athmen wieder in Gang zu bringen. Das Reiben 
des Körpers mit Tüchern und Bürsten, das Einblasen 
der Luft, der Gebrauch des Essigs, der Niesemittel, 
Klistiere re., Eintauchen in warmes Wasser sind die 
besten Mittel hierzu. Doch darf man nicht gleich er¬ 
müden.
	        
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