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unschuldig Leidenden gebe ich die Absolution."
Der kühne Redner ward für seine Freimüthig,
keit vom Papste gestraft, Friedrich aber machte
ihm ein ansehnliches Geschenk dafür.
Zu Zohannts 1245 fanden sich die Prälaten
Spaniens, Englands, Frankreichs und der Lom,
bardey zu Lyon ein; selbst aus Palästina war ei¬
ner gekomm n. Aus Deutschland und Ungarn
erschienen wenige. Man sah gegen 140 Erzbi,
schöfe und Bischöfe beisammen. Von Seiten des
Kaisers waren drey tüchtige Rechtsgelehrte zuge,
gen. Am Monrag nach Zohannts ward die
Kirchenversammlung durch P-oc ssonen und geist,
liche Ceremonten eröffnet. Zn der zweiten Slz,
zung hielt der Papst unter vielen Thränen eine
Predigt über die Worte. O vos omnes, qui
transitis per viam, attendite et videte, si do¬
lor est, sicut meus. Er verglich darin seine
Schmerzen mit den fünf Wunden Christi, nämlich
1) den Schmerz über die Tataren, 2) über die
Trennung der griechischen Kirche von der römi,
schen, Z) über die überhand nehmenden Ketze,
reten, 4) über die neuerliche Verwüstung des hei,
ltgen Landes durch die Chorasmter, und 5) über
den Kaiser und dessen fürchterliche Verbrechen
(enormitates). Die letztern zählte er hierauf in
der eigentlichen Sitzung einzeln auf. Da hörte
man alle die alten Beschuldigungen wieder, daß
er ein Ketzer, ein heimlicher Muhamedaner, ein