Full text: Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen

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Seit der Schöpfung; trieft aus seinen silberbcressten . 
Haaren geschmolzenes @ié in großen Tropfen, die schlupfen 
Durch der Berge Geklüft in die Wasserbehälter der Erde. 
Fern am luftigen Haupte der dunkelblauen Gebirge 
Siehst du ruhige Wolken herunterwallen und langsam 
Über den Dannenforst hinziehn. Oft lagert ein kaltes 
Ncbelgewölk wie ein Kranz sich dort um die Nicscnschultern 
Unseres Brocken. Dem Schooß der thauenden Wolken cntträuselt 
Unablässig ein zarter, befeuchtender Regen, und diesen 
Saugt mit tausendmal tausend offenen Adern der Berg ein. 
Lauter und rein, wie der Thau vom jungen Blatte der Birke 
Zitternd herabhängt, sinkt und im Sande leise versieget 
Trieft die Feuchte herab zu den Quellcngcbirgen der Erde. 
Neubccks Gesundbrunnen. 
167. Die Quellen der Erde. 
Aus dem Schooße der Erde dringt das leicht bewegliche, 
blinkende Wasser als Quelle empor zur Oberfläche der Erde; 
der Herr läßt quellen Brunnen und Bäche, er macht, daß sie 
an den Ort, wo sie herfließen, auch wieder hinfließen. Die 
Wolken tränken die Berghäupter, der Thau benetzt sie. Beides 
befördern Pflanzen, Bäume, Kräuter und Moose; das gebildete 
Wasser dringt in die Erde, sickert hinunter, bricht aus der 
Erde hervor, wenn es weiter hinunter zu dringen verhindert 
wird: dieß sind die Quellen aus meteorischem Wasser. 
Viele Quellen verdanken ihr Wasser h'öherliegenden Wasser¬ 
behältern, aus denen es durch den nach allen Seiten wirkenden 
Druck des Wassers sich seitlich verbreitet und an geeigneten 
Stellen durchsickert; sie werden Seiher quellen genannt. 
Manche Quellen fließen zu jeder Zeit gleichmäßig, die lebendi¬ 
gen Wasser, die stetigen Quellen; andere sind bald 
wasserreicher, bald wasserärmer, zuweilen fließen sie gar nicht 
— die veränderlichen oder Hungerquellen und die aus¬ 
setzenden Quellen. Sie sind schwach oder stark, kommen 
meist munter, zuweilen wallend, sprudelnd hervor, einige, z. B. 
die Geyserquelle auf der Insel Island, springen wie Spring¬ 
brunnen in die Höhe; einige sind heiß, andere warm oder lau, 
die meisten kalt oder kühl, im Sommer und Winter fast immer 
von gleichem Wärmegrad. Die meisten dienen nur zur Er¬ 
frischung und Labung der Menschen, zur Erquickung für Pflan¬ 
zen und Thiere; einigen aber hat Gott durch besondere Stoffe 
besondere Kräfte zur Herstellung der Gesundheit verliehn, den 
Gesundbrunnen oder Heilquellen, welche entweder 
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